Ernährung:Wie lange ist Eingefrorenes essbar?

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München/Freiburg (dpa/tmn) - Bei jedem Öffnen des Gefrierschranks schlägt einem das schlechte Gewissen entgegen: Ach, den fertigen Sauerbraten von Oma wollte ich schon längst mal machen.

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München/Freiburg (dpa/tmn) - Bei jedem Öffnen des Gefrierschranks schlägt einem das schlechte Gewissen entgegen: Ach, den fertigen Sauerbraten von Oma wollte ich schon längst mal machen.

Ahhh, und die Jakobsmuscheln. Die waren doch mal im Angebot, kurz vor Silvester. Vor einem Jahr? Oder zwei? Wer hat sie nicht: „Leichen“, die seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, im Tiefkühlfach lagern.

Gründe für die eisige Vorratshaltung gibt es reichlich. „Doch wenn wir ehrlich sind, ist sie meist nur der Vorraum zum Mülleimer. Um das schlechte Gewissen zu überlisten, werden zum Beispiel Reste nur zwischengeparkt“, sagt Monika Bischoff, Vorstandsmitglied im Berufsverband Oecotrophologie e. V. (VDOE).

Für die Expertin ist es das größte Problem, dass man die tiefgefrorenen Päckchen nicht sieht - nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Bischoff rät radikal zum Ausräumen. Was innerhalb von zwölf Monaten nicht verbraucht wurde, kann weg. „Das ist wie mit dem Kleiderschrank. Was seit einem Jahr nicht mehr getragen wurde, zieht man ohnehin nicht mehr an.“

Kleine Portionen einzeln einfrieren

Und wer sich nicht zu dem radikalen Schritt durchringen kann? Ist der edle Fisch oder der mit so viel Liebe zubereitete Braten noch essbar? Sind sie vielleicht sogar gesundheitsgefährdend? „Da passiert überhaupt nichts. Sie fallen nicht tot um!“, beruhigt Ernährungswissenschaftlerin Dagmar von Cramm aus Freiburg. Im schlimmsten Fall schmeckt es nicht mehr oder die Qualität hat gelitten.

Produkte mit einem hohen Fettanteil könnten ranzig schmecken, wie etwa der Rest einer Weihnachtsgans oder Lachs. Sie sehen dann leicht grau-braun aus und sind oft schneebedeckt. „Die Ränder neigen zu Gefrierbrand. Das Lebensmittel ist dann weder verdorben noch giftig, aber eben unappetitlich“, erklärt die Kochbuchautorin. Sie rät, keine rohen Sachen einzufrieren, sondern lieber fertig gekochte.

Von Cramm empfiehlt, immer mehrere kleine Portionen einzufrieren. Sie sollten direkt nach dem Kochen in Kühlboxen oder kleine Beutel abgefüllt werden. „Eintöpfe etwa immer schön flach drücken und die Luft sorgfältig aus dem Gefrierbeutel streichen. Das bietet keine Angriffsflächen, damit sich Eiskristalle bilden“, erklärt die Ernährungsexpertin.

Gefrierbrand sollte entfernt werden

Beim Einfrieren und Auftauen habe grundsätzlich Hygiene oberste Priorität. Fleisch etwa sei immer langsam im Kühlschrank aufzutauen. „Wurde beim Einfrieren nicht auf die Kühlkette geachtet oder stand das Essen vor dem Einfrieren stundenlang in der Küche, haben Bakterien nur geschlafen und vermehren sich beim Auftauen explosionsartig“, erklärt Bischoff.

Wenn die aufgetaute Ware nicht unangenehm riecht (sonst weg!), könne man beispielsweise aus tiefgefrorenem Fisch ein Frikassee zaubern, schlägt Bischoff vor. Stellen mit Gefrierbrand einfach abschneiden. „Die schmecken sonst wie ledrige Schuhsohlen.“ Sie würde den Fisch zudem in Würfel schneiden und mit Frischfisch mischen. Das Ganze unter eine Gemüsepfanne heben und fertig.

Dagmar von Cramm rät zur Suppe. „Egal was, Pürieren geht immer“, ist ihre Devise. Ob Fleisch oder Gemüse - aufkochen, pürieren, mit Tomatenmark oder -saft, Bouillon und Schmand abschmecken und mit Croutons servieren. „Keiner weiß, was es ist, aber es schmeckt immer gut“, macht die Buchautorin Mut.

Doch wie schafft man es, erst gar keine „Leichen“ im Gefrierfach anzuhäufen? „Da hilft nur sichtbar machen“, sagt Monika Bischoff. Sie schlägt eine Liste am Tiefkühlschrank vor: Steht dort etwa, dass man frische Erbsen vor drei Wochen eingefroren hat, kann man weitere Zutaten hinzukaufen und für einen bestimmten Wochentag die Zubereitung festlegen.

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