Ernährung:Grün und hart: Wie Bananen nach Deutschland kommen

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Bremerhaven (dpa) - Die perfekte Banane muss für den Transport steinhart und grasgrün sein. Sie sollte nicht kälter als 13 und nicht wärmer als 17 Grad Celsius sein und keine Schalenfehler haben.

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Bremerhaven (dpa) - Die perfekte Banane muss für den Transport steinhart und grasgrün sein. Sie sollte nicht kälter als 13 und nicht wärmer als 17 Grad Celsius sein und keine Schalenfehler haben.

Die Frucht, die Axel Krüger in der Hand hält, hat einen schwarzen Kratzer am Hals, einen Knickstiel, wie der 56-Jährige Chefkontrolleur von Chiquita sagt. Er notiert das in seinen Taschencomputer. Zusammen mit Kollegen prüft er stichprobenartig die Bananen, die einmal pro Woche per Schiff aus den Tropen in Bremerhaven ankommen und später in den Supermärkten landen.

Die Frucht in Krügers Hand stammt aus dem Bauch des Kühlschiffes „Star First“, das am Tag zuvor am Stückgut-Terminal des Logistik-Unternehmens Heuer Port Logistics festgemacht hat. Seit der Ankunft holen Kräne palettenweise die Bananen an Land. Matthias Hasselder, geschäftsführender Prokurist des Logistik-Unternehmens, schaut zu, wie seine Mitarbeiter die Früchte per Gabelstapler in riesige Kühlräume bringen. Es herrscht Hochbetrieb. „Heute Abend muss das Schiff wieder zurück Richtung Tropen“, sagt er. Das Schiff wird bereits vorn mit Neuwagen beladen, während hinten noch Bananen aus den Luken geholt werden.

2500 Paletten müssen gelöscht werden. Auf jeder stehen 48 Kartons: Macht 14,4 Millionen einzelne Bananen - im Fachjargon Finger genannt, die wöchentlich ankommen und spätestens nach einer Woche per Lkw verteilt werden. Weitere Bananen sind in Containern: Sie werden auf Feederschiffe umgeladen, um die Ware nach Skandinavien zu bringen. Jährlich werden 400 000 Tonnen Bananen in Bremerhaven umgeschlagen. Die Seestadt gehört mit Hamburg, Rotterdam, Vlissingen und Antwerpen zu den Top 5 der Bananen-Umschlaghäfen in Europa.

Nach dem Apfel ist die Banane die zweitbeliebteste Frucht der Deutschen. Jeder Bundesbürger isst nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft durchschnittlich 12,3 Kilo pro Jahr.

Früher ging Axel Krüger noch auf die Bananenschiffe und roch an den Entlüftungsschächten der Ladedecks. Bemerkte er einen fruchtigen Geruch, wusste er, dass ein Finger schon angefangen hatte zu reifen. Das hat eine fatale Wirkung: „Wenn der Prozess einmal in Gang gesetzt wird, kann man ihn nicht mehr stoppen“, erläutert Krüger. Und die betroffene Banane steckt schnell andere an. „Wild gereifte Früchte sind hinterher Matsch“, sagt er. Damit die grüne Banane kontrolliert gelb wird, wird sie später in eines der bundesweit vielen Reifezentren gebracht. Von dort kommen sie dann in die Läden.

Roch Axel Krüger also den typischen Ethylengeruch, musste die betroffene Banane raus, bevor sie Schaden anrichtete. Inzwischen sind die Frachter anders gebaut, die Entlüftungsrohre so hoch, dass er seine Nase dort nicht mehr einsetzen kann. Doch seinen Spitznamen hat er behalten: „Bananenschnüffler“.

Schon während der Überfahrt von Costa Rica über Großbritannien und die Niederlande werden die Früchte ständig überwacht. „In den Tropen werden die Bananen schlafen gelegt.“ So nennt Hasselder es, wenn die unreif gepflückten Früchte für den Transport heruntergekühlt werden und in eine Schutzatmosphäre kommen.

An Land übernimmt die Kontrolle für Chiquita Axel Krüger, für die anderen Importeure erledigen das die Experten von Heuer Port Logistics. „Aussortierte Bananen gehen zurück in die Tropen, dort werden sie kompostiert“, sagt Krüger, der in seinem Kontrollraum steht und von vollen Kartons umgeben ist. Doch nicht nur die Bananen können Schaden nehmen. „Bei viel Sturm auf dem Nord-Atlantik müssen hinterher schon mal 50 Paletten repariert werden.“

Die Macke an der Banane in Krügers Hand ist nicht so schlimm, dass die Frucht aussortiert werden muss. „Das ist vermutlich beim Packen passiert“, erklärt Krüger. Gemeldet wird der Fehler trotzdem, die Daten gehen sofort an den Lieferanten.

Die vielzitierte Spinne, die aus den Tropen mitimportiert wird, findet Krüger eher selten in der Fracht - und dann ist sie meist auch nicht mehr lebendig, nach zwei Wochen im Kühlraum. „Die letzte Reklamation wegen einer Spinne kam von einer Reiferei. Sie wurde aber kurze Zeit später wieder kleinlaut zurückgezogen“, schmunzelt Krüger. Man hatte festgestellt, dass es sich um ein heimisches Exemplar handelte.

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