Ermittlungen gegen Middelhoff:Verdächtige Honorare

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Nach seinem Ausscheiden bei Arcandor hat Thomas Middelhoff ein Beraterhonorar von Sal. Oppenheim erhalten. War das überhöht? Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt.

Hans Leyendecker

Gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ermitteln jetzt Staatsanwaltschaften in Bochum und in Köln: Im vergangenen Jahr hatten die Strafverfolger aus dem Revier nach dem Fast-Zusammenbruch des Warenhauskonzerns gegen Middelhoff ein Verfahren wegen Verdachts der Untreue eingeleitet. Neuerdings ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen den 56-Jährigen wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue. Dieses Verfahren wurde im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die frühere Führung der Privatbank Sal. Oppenheim eingeleitet.

Unmittelbar nachdem Middelhoff im Frühjahr 2009 bei dem Warenhauskonzern ausgeschieden war, hatte er von Sal. Oppenheim einen Beratervertrag in Sachen Arcandor bekommen. Middelhoff hatte die Öffentlichkeit darüber informiert, ohne Details zu nennen. Beispielsweise hatte er nicht die Höhe seines Beraterhonorars öffentlich gemacht: Es lag bei vier Millionen Euro im Jahr. Das war weit mehr, als Middelhoff bei Arcandor verdient hatte. Die Laufzeit betrug drei Jahre plus Option für ein weiteres Jahr.

Weil Sal. Oppenheim wegen des misslungenen Arcandor-Engagements, aber auch wegen großer Fehlschläge in anderen Bereichen im Herbst 2009 in großen Problemen steckte und quasi unter der Kuratel der Deutschen Bank stand, endete Middelhoffs Beratertätigkeit bereits im September. Er erhielt eine Abfindung für das etwa sechsmonatige Engagement.

Über die Höhe der Zahlungen an Middelhoff gibt es unterschiedliche Angaben: Laut einem im Auftrag der Bafin von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte erstellten vertraulichen Bericht erhielt Middelhoff als Abfindung fünf Millionen Euro. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung im März 2009 erklärte Middelhoff, die Abfindungssumme habe in zweistelliger Millionenhöhe gelegen. Der Vertrag sei nun mal über drei Jahre plus Option vereinbart gewesen. Die Kölner Staatsanwaltschaft geht bei ihren Berechnungen von 7,6 Millionen Euro Beraterhonorar aus. Die Strafverfolger haben den Anfangsverdacht, dass diese Summe weit überhöht war, und haben deshalb Middelhoff ein Aktenzeichen gegeben.

Ermittlungen auch gegen Esch

Bei den Ermittlungen werden auch die Vermögensverhältnisse von Middelhoff, der als Partner einer Private-Equity-Firma viel Geld verdient hat, eine Rolle spielen. Allein in den Jahren 2005 bis 2010 hat er Einkommenserträge in Gesamthöhe von rund 72 Millionen Euro erzielt. Das Gehalt von Arcandor und die Boni waren die kleinsten Positionen in seiner privaten Einkommensbilanz.

Middelhoff und seine Ehefrau hatten bei Sal. Oppenheim Darlehen von 106,9 Millionen Euro, mit denen im Wesentlichen Beteiligungen an Immobilienfonds des Projektentwicklers Thomas Esch finanziert wurden. Im ersten Halbjahr 2009 hatte die Bank bei diesen Darlehen Wertberichtigungen in Höhe von 37,4 Millionen Euro vornehmen müssen.

In dem neuen Kölner Verfahren wird jetzt auch gegen Esch ermittelt. Die Staatsanwälte gehen unter anderem dem Verdacht nach, beim Neubau eines Verwaltungsgebäudes des Bankhauses in Luxemburg habe Esch im Dezember 2008 exakt 14,375 Millionen Euro erhalten, obwohl es angeblich für diese Summe keine entsprechende Gegenleistung gegeben habe. In dem Verfahren geht es auch um diverse Esch-Fonds sowie um die Bewertung von Grundstücken in Frankfurt und in Köln. Auch gehen die Ermittler dem Anfangsverdacht nach, frühere Gesellschafter der Bank hätten durch einen angeblich falschen Lagebericht Ende 2008 die Bilanz gefälscht.

© SZ vom 17.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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