Arcandor: Madeleine Schickedanz:Wenn einfach alles weg ist

Volles Risiko: Arcandor-Großaktionärin Schickedanz verliert vielleicht Immobilien und Grundstücke per Zwangsvollstreckung - weil sie ihre Aktien mit allem beliehen hat, was ihr gehört.

Caspar Dohmen

Vier Jahre ist es her, da hat Madeleine Schickedanz die repräsentative Familienvilla in Fürth verschenkt. Sie übertrug das Anwesen ihrem Sohn Matthias Bühler und sicherte sich selber ein lebenslanges Nutzungsrecht. Ein cleverer Schachzug - denn die 65-jährige Großaktionärin des insolventen Handelskonzerns Arcandor wird auch künftig in der Villa wohnen können, obwohl sie unlängst in einem Interview über ihre drohende Verarmung klagte: "Ich hafte mit meinem gesamten Vermögen und meinen Immobilien, mit allem, was auf meinen Namen eingetragen ist. Wenn ich hier wegziehen müsste, würde es mir das Herz zerbrechen."

Arcandor: Madeleine Schickedanz: Madeleine Schickedanz zählte früher zu den reichsten Deutschen. Inzwischen hat sie offenbar alles verpfändet, was ihr in Deutschland persönlich und als Alleineigentümerin gehört.

Madeleine Schickedanz zählte früher zu den reichsten Deutschen. Inzwischen hat sie offenbar alles verpfändet, was ihr in Deutschland persönlich und als Alleineigentümerin gehört.

(Foto: Foto: dpa)

Aus einigen anderen Anwesen, die sie derzeit noch besitzt, wird die Quelle-Erbin allerdings demnächst wohl ausziehen müssen. Denn sie haftet mit Immobilien im Wert von 215 Millionen Euro für einen Kredit, den ihr die Privatbank Sal. Oppenheim eingeräumt hat, wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr. Mit dem Kredit hatte Schickedanz einst Arcandor-Aktien gekauft, weil sie die Papiere für ein Schnäppchen hielt und sie damit zur Rettung des Konzerns beitragen wollte. Doch inzwischen ist Arcandor pleite, am Dienstag wurde das Insolvenzverfahren für den Konzern eröffnet, die Aktien sind praktisch wertlos. Und so gilt es als unwahrscheinlich, dass Schickedanz für ihre Papiere noch Geld erhält.

Die Privatbank Sal. Oppenheim dagegen ist auf der sicheren Seite. Die Gesellschafter um Matthias Graf von Krockow haben den Kredit in Höhe von 160 Millionen Euro, den sie Schickedanz gewährt haben, nach eigenen Angaben "vollständig mit Vermögenswerten abgesichert, welche weder direkt noch indirekt von der Entwicklung der Arcandor AG betroffen sind". Über die genauen Konditionen spricht die Bank mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht; auch die genau Höhe mag das Geldhaus nicht nennen.

Selbst das Elternhaus verpfändet

Mindestens elf Immobilien und Grundstücke kann das Geldinstitut laut Stern per Zwangsvollstreckung einziehen und verkaufen, wenn Schickedanz bei Fälligkeit der Darlehen nicht zahlt. Darunter sollen Immobilien in München, Hamburg, Nürnberg und am Tegernsee sein. Schickedanz hat selbst ihr Elternhaus in Hersbruck verpfändet und das kleine Kaufhaus, wo ihre Mutter Grete Schickedanz nach dem Zweiten Weltkrieg ihren ersten Laden eröffnet hat.

Offen ist, ob Schickedanz ihr gesamtes Vermögen verpfändet hat. Offen ist zudem, wie viele ihrer Immobilien sie am Ende versilbern muss, um ihren Kredit abzulösen; schließlich ist der Kredit von Oppenheim deutlich übersichert. Einen Überblick über die Vermögenslage von Schickedanz dürfte ihr Berater haben, der Bauunternehmer Josef Esch. Der schweigt allerdings. Über Kundenbeziehungen rede man nicht, sagt ein Sprecher von Esch.

Oppenheim dürfte noch ein wenig warten, ehe die Bank auf einen Verkauf der Immobilien der ehemaligen Milliardärin drängen wird. Unter anderem wegen ihres eigenen Engagements bei Arcandor hatte auch die Privatbank viel Geld verloren. Auf Druck der Finanzaufsicht und der Ratingagentur Fitch will das Institut nun die Deutsche Bank als Gesellschafter aufnehmen; dadurch verliert sie ihre Unabhängigkeit.

Schickedanz selbst äußerte sich nicht zu dem Sachverhalt. Wieder bleibt sie im Hintergrund. Öffentliche Auftritte meidet die Unternehmerin seit Jahren, Interviews lehnte sie regelmäßig ab. Selbst wichtigen Hauptversammlungen von Arcandor blieb die Großaktionärin fern. Nur auf dem Höhepunkt der Krise bei Arcandor war sie aus der Deckung gekommen und hatte ein Interview gegeben, welches für viel Wirbel gesorgt hatte. Sie hatte darin geklagt, von 600 Euro im Monat leben zu müssen.

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