Allergie:Frau kauft kompletten Erdnuss-Vorrat eines Flugzeugs auf

Lesezeit: 2 Min.

Derzeit sind 0,6 bis 0,8 Prozent der Erwachsenen vor allem in den USA, Kanada, England und Australien von einer Erdnuss-Allergie betroffen. (Foto: Manfred Segerer/Imago)

Eine Passagierin an Bord einer Eurowings-Maschine fürchtet einen allergischen Schock durch Erdnussstaub. Was sie dann tut, ist ziemlich konsequent - und teuer.

Von Benjamin Emonts

"Ich kauf' sie alle!" Diesen Satz kannte man bisher eigentlich nur von cholerischen Großkotzen, die sich in ihrem Ego gekränkt sahen, und deshalb mit der ganzen Macht ihres Geldes reagierten. Nun allerdings schlug dieser Satz einigen Flugbegleitenden der Airline Eurowings auf einer Kurzstrecke von Düsseldorf nach London entgegen. Und zwar nicht aus verletztem Stolz oder Machtgehabe - sondern aus Angst vor einer allergischen Reaktion.

Den protzigen Satz sprach in diesem Fall eine junge Frau namens Leah Williams, 27. Sie stieg mehreren Medienberichten zufolge im Juli für eine Dienstreise in das besagte Flugzeug. Gleich nach dem Einsteigen soll sie das Kabinenpersonal gebeten haben, die anderen Passagiere per Durchsage doch bitte über ihre Erdnuss-Allergie aufzuklären. Sie befürchtete offenbar, mit dem Zeug auch nur in Berührung zu kommen oder im schlimmsten Fall gar Erdnussstaub einzuatmen. Auf einem früheren Flug habe sie deswegen nämlich schon einen anaphylaktischen Schock erlitten. Auf dem Hinflug hatte das Bordpersonal ihr den Gefallen offenbar noch getan.

Doch nun lehnte ein Flugbegleiter Williams' Ersuchen ab mit dem Hinweis, dass dies gegen die Richtlinien der Airline verstoße. "Er hat mir nicht einmal in die Augen geschaut. Ich glaube, er war genervt, weil ich die Warteschlange aufhielt", sagte die Frau dem Magazin Insider. Leah Williams überlegte also kurz und sprach den berühmten Satz: "Ich kauf sie alle." Sie erwarb sämtliche an Bord aufzufindende Erdnuss-Packungen, insgesamt 48 Stück. Dem Mirror diktierte sie in den Block: "Ich sagte: Ich kaufe sie alle, damit Sie sie nicht servieren können. Es ist mir egal, wie viel es ist. Wenn ihr nicht bereit seid, mir zu helfen, ist das das Einzige, was ich tun kann."

Sie zahlte 168 Euro für die Snacks

Die ganzen Snacks kosteten sie 168 Euro, laut Mirror das Dreifache ihres Flugtickets. Mit zum Platz wollte die Frau ihre Snack-Packungen - irgendwie logisch - allerdings nicht nehmen. Das Kabinenpersonal packte die Erdnüsse den Berichten zufolge sicher (und hoffentlich luftdicht) in eine Plastiktüte und verstaute sie im vorderen Kabinenbereich. Ob Passagiere aus London andere Erdnüsse mit an Bord schmuggelten und dort aßen, ist bisher nicht bekannt.

Leah Williams fand die Sache jedenfalls nicht lustig. Sie soll der Fluggesellschaft mehrere Mails geschrieben und sogar dort angerufen haben, um das Geld für die Erdnüsse - zumal keine Peanuts - zurückzubekommen. Ihr Ziel sei, sagte sie Insider, dass die Airline keine Erdnüsse auf ihren Flügen mehr verkauft.

Aber sind ihre Beschwerden auch berechtigt? Eine wissenschaftliche Untersuchung der American Academy of Allergy, Asthma & Immunology kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass Erdnussstaub nicht über die Luft übertragen wird und auch das Einatmen von Erdnussbutterdämpfen keine Reaktion hervorrufe. Berührungen könnten höchstens eine leichte lokale Reizung auslösen. Achtsam sollte man natürlich trotzdem sein. Ein Sprecher von Eurowings hat den Vorgang öffentlich bedauert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivLebensmittel
:Der Mann, der mit Wasser zum Milliardär wurde

Michael Schäff ist einer der reichsten Deutschen - und scheut die Öffentlichkeit. Sein Vermögen verdankt er einer Geschäftsidee, die höchst umstritten ist: billiges Trinkwasser in Flaschen abfüllen und teuer verkaufen.

Von Uwe Ritzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: