Entscheidung über insolvente Drogeriekette:Schleckers letzte Woche

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Was wird aus der insolventen Drogeriekette? Die Gläubiger von Schlecker sitzen zusammen, doch sie vertagen sich. Nächste Woche wollen sie entscheiden, wie es weiter geht - und ob. Der Insolvenzverwalter droht damit, den Betrieb komplett stillzulegen.

Max Hägler und Christoph Giesen

Gut gekleidet wie immer kommt Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am späten Freitagnachmittag zu seiner Kanzlei. Aber er ist ein wenig gebeugt, die Körpersprache verrät: Es steht schlecht um Schlecker, sehr schlecht: "Die Gläubiger haben die Investorenangebote nicht akzeptiert." Der gebotenen Kaufpreise seien zu niedrig und die Konzepte nicht ausgefeilt genug. Kurzum: Stand Freitag ist Schlecker eigentlich tot.

Was wird aus Schlecker? (Foto: dapd)

Die einst größte Drogeriekette Europas macht zwar weit weniger Verluste als früher, 200 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr. "Aber das reicht nicht aus, wir dürfen keine dauerhaften Verluste machen", erklärt Geiwitz die Situation. Vier Stunden hatten die fünf wichtigsten Gläubiger gemeinsam mit ihm und einem Vertreter des Insolvenzgerichts in einem Hotel gesprochen.

Das Ergebnis: Eine letzte Woche Aufschub bekommen die Investoren - und damit vor allem Schlecker. Bis zum kommenden Freitagmorgen müssen die Investoren nachlegen, der Gläubigerausschuss wird dann nochmals prüfen. "20 Prozent Überlebenschance", sieht einer, der ganz nah dran ist, an diesem Pfingstwochenende. Erhöhen sich die Angebote nicht, "sind wir leider gezwungen den Betrieb Anton Schlecker stillzulegen", sagt der Insolvenzverwalter. Die letzten 3200 Filialen in Deutschland würden geschlossen, mehr als 12.000 Menschen arbeitslos, nachdem Geiwitz zuletzt bereits über 10.000 entlassen musste. Seine treffende Beschreibung: "Das wäre selbstverständlich eine Katastrophe."

Mit zwei Investoren ist er noch im Gespräch. Nach SZ-Informationen handelt es sich dabei um die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Cerberus und den deutsch-amerikanischen Unternehmer Nicolas Berggruen. Ein Sprecher Berggruens bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass es in den vergangenen Tagen Kontakt zwischen Berggruen und dem Insolvenzverwalter gegeben habe. Konkrete Angebote wollte der Sprecher nicht kommentieren, Zahlen nannte er nicht. Auch zu möglichen strategischen Überlegungen Berggruens wollte sich sein Sprecher nicht äußern.

Nach Medieninformationen soll Berggruen zwischen 100 und 150 Millionen Euro für Schlecker geboten haben, mehr als die Konkurrenz. Der Unterschied: Berggruens Angebot soll darauf basieren, dass einer der entscheidenden Gläubiger, der Warenversicherer Euler-Hermes, zum Teil auf Geld verzichtet. Allerdings, heißt es, habe Berggruen bislang wohl nur oberflächlich die Bücher geprüft.

Leisten könnte sich Berggruen Schlecker jedenfalls, er ist milliardenschwer. Geboren wurde er 1961 in Paris. Er ist der Sohn des Mäzens und Kunstsammlers Heinz Berggruen. Er hat keinen festen Wohnsitz, lebt zumeist in Hotels. Er hält Beteiligungen an der Fast-Food-Kette Burger King und an der spanischen Mediengruppe Prisa ( El Pais).

Seit 2007 ist er auf dem deutschen Markt aktiv. Damals übernahm er Teile des insolventen Möbelkonzerns Schieder. Drei Jahre später kaufte er Karstadt. Im vergangenen Jahr lieferte er sich erbitterten Bieterstreit mit dem österreichischen Finanzinvestor Signa um die Metro-Tochter Kaufhof, bis Anfang des Jahres der Metro-Vorstand allen Bietern eine Absage erteilte. Nun also der nächste Versuch mit Schlecker? Dass sein Name in dieser Woche überhaupt bekannt wurde, könnte übrigens auch mit Karstadt und Kaufhof zu tun haben: Die Gewerkschaften fordern hinter verschlossenen Türen, dass Berggruen sich erst einmal um seine laufenden Projekte kümmern solle.

© SZ vom 26.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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