Energiepolitik:Streit ums Gas im östlichen Mittelmeer

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Die Karte zeigt Gasförderstellen vor der libanesischen Küste. Libanon will sich neue Einnahmequellen sichern. (Foto: Hussein Malla/AP)

Israel warnt internationale Unternehmen, sich an der Förderung in Bereichen zu beteiligen, die Libanon für sich beansprucht.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Zwischen Israel und Libanon gibt es einen Streit über ein Gasfeld vor der Küste im Mittelmeer, der in den vergangenen Tagen an Schärfe zugenommen hat. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Liberman hat internationale Unternehmen vor einem "ernsten Fehler" gewarnt, wenn sie sich an der Förderung im Feld 9 beteiligen. Libanon hat davor bekannt gegeben, dass mit der Förderung am 9. Februar begonnen werden soll. Liberman nannte die Ankündigung von libanesischer Seite einen "provokativen Akt", der "allen Regeln widerspricht". Nach Ansicht Libermans gehöre das Feld ganz klar zu Israel. Libanesische Politiker reagierten empört auf die Aussagen. Premierminister Saad al-Hariri warf Israel vor, die regionale Stabilität zu gefährden.

Im vergangenen Jahr hatte Libanon die Förderrechte für zwei ihrer zehn Bereiche, Feld 4 und 9, an das italienische Unternehmen Eni, die französische Firma Total und Novatek aus Russland vergeben. Israel beansprucht aber Feld 9 sowie zwei weitere Bereiche für sich. Seit 2009 wurden verschiedene Felder vor der Küste der beiden Staaten, auf denen Öl- und Gasvorkommen vermutet werden, identifiziert und aufgeteilt.

Umstritten ist eine Fläche von insgesamt 776 Quadratkilometern im östlichen Mittelmeer, die beide Staaten für sich beanspruchen. Die USA haben sich bereits eingeschaltet, um den Streit zu schlichten. Libanon wandte sich auch an die Vereinten Nationen mit der Bitte um Vermittlung. Präsident Michel Aoun sprach von einer "direkten Bedrohung des Libanon".

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind ohnehin angespannt, einen Krieg gab es zuletzt 2006. Israel befürchtet, dass der Iran über die Hisbollah, die in Libanon mit Abgeordneten im Parlament mit Ministern in Hariris Einheitskabinett vertreten ist, an Einfluss gewinnt. Die Miliz hat in den vergangenen Jahren auch in Syrien gekämpft. Die Hisbollah erklärte, die Infragestellung der Förderrechte sei ein erneuter Versuch Israels, Libanon Ressourcen zu stehlen. Laut Medienberichten vom Wochenende will Russland Israel von Luftschlägen gegen Stellungen der Hisbollah abbringen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Israel will überhaupt größer ins Gasgeschäft einsteigen. Auf einem Feld, Tamar genannt, wird bereits gearbeitet. Auf dem Feld Leviathan sollen ab 2019 die Arbeiten aufgenommen werden. Von dort soll dann Erdgas direkt nach Europa transportiert werden - und zwar über eine unterirdische Pipeline. Sie soll 2100 Kilometer lang werden und von Israel über Zypern und Griechenland bis nach Italien führen. Die Kosten für das Projekt werden mit umgerechnet fünf Milliarden Euro beziffert. Am Jahresende haben die Energieminister der Staaten Zypern, Griechenland, Italien und Israel eine Absichtserklärung zum Bau unterzeichnet. Werden die Pläne wie vorgesehen bis 2025 umgesetzt, dann wäre das die längste unterirdische Pipeline der Welt und könnte einen Beitrag dazu leisten, die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu reduzieren. Allerdings gibt es nach Ansicht von Experten erhebliche technische Hürden für den Bau einer Pipeline in mehreren Kilometern Tiefe auf vulkanischem Untergrund. Die 2003 gegründete staatliche Firma Israel Natural Gas Lines hat bereits umgerechnet 1,3 Millionen Euro in Transportleitungen investiert und weitere Investitionen geplant.

Die Gasvorkommen sind auch ein Grund, warum die Konjunktur in Israel stärker anzieht als zuletzt prognostiziert. Hinter dem Streit mit Libanon stecken damit auch wirtschaftliche Interessen.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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