Eishersteller:So entschuldigt man sich in Japan für eine Acht-Cent-Preiserhöhung

Lesezeit: 1 min

Viel tiefer verbeugen kann man sich nicht mehr: Die demütige Belegschaft des Eisherstellers Akagi Nyugyo. (Foto: Akagi Nyugyo)

Die Manager des Eisherstellers Akagi Nyugyo zeigen sich im Video demütig. Wirklich demütig.

Entschuldigung ist nicht gleich Entschuldigung. Glaubwürdig muss sie sein, ehrlich rüberkommen, fast demütig - sonst kann der Bittsteller noch so lange lamentieren. Das gilt für Unternehmen fast noch mehr als für Privatpersonen. Über die Zeit ist die Entschuldigung für viele Firmen zur beliebten Krisenstrategie geworden. Aber unter welchen Umständen ist ein Unternehmen überhaupt dazu verpflichtet, sich bei seinen Kunden zu entschuldigen? Und in welcher Form sollte das geschehen?

Am schlimmsten ist ein öffentlicher Gesichtsverlust wohl in Asien. Dort bitten Chefs nur dann öffentlich um Entschuldigung, wenn es gar nicht mehr anders geht. Die Manager des japanischen Energiekonzerns Tepco beispielsweise. Sie hatten zugegebenermaßen nach der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk Fukushima I auch allen Grund dazu - und verneigten sich tief. Ebenso taten es wenig später der Toshiba-Präsident Hisao Tanaka und 2010 der Toyota-Boss Akio Toyoda.

Wie man es mit der Demut auf die Spitze treibt

Manager-Rhetorik
:Sorry, Leute!

Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat Abbitte geleistet - wie viele andere Manager vor ihm auch. Doch ist das wirklich erfolgreich?

Von Caspar Busse

Und nun auch die Manager und Mitarbeiter des japanischen Eisherstellers Akagi Nyugyo. Sie haben es jedoch in Sachen Demut auf die Spitze getrieben. Eine geschlagene Minute lang stehen sie mit verschränkten Armen und Mienen, als sei der Weltuntergang nur Sekunden entfernt, perfekt aufgereiht vor der Firmenzentrale im Nordwesten von Tokio - nur um dann perfekt choreografiert ihre Köpfe zu senken.

Das wäre an sich nicht so ungewöhnlich, hätte der Hersteller der beliebtesten Eissorte Japans, Gari-gari kun, die unter anderen ein Stieleis mit Mais-Suppe-Geschmack produzieren, gerade mit einem Lebensmittelskandal zu kämpfen. Aber nein: Grund für die öffentlich Entschuldigung ist eine Preiserhöhung. Die erste seit 25 Jahren. Um zehn Yen. Ganze acht Eurocent. Na, wenn das kein Grund für eine Entschuldigung ist.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

© SZ.de/vit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: