Einzelhandel:Sportliche Übernahme

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Galeria Karstadt Kaufhof kauft Sportscheck und wird damit zum größten Sportartikelhändler in Deutschland. Der Otto-Konzern, bisheriger Eigenümer, hielt lange an der Sparte fest - trotz schlechter Zahlen.

Von Michael Kläsgen, München

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof treibt unter dem österreichischen Investor René Benko seinen Expansionskurs voran. Das Unternehmen übernimmt den zweitgrößten deutschen Sportartikelhändler Sportscheck, wie beide Konzerne am Mittwoch bekannt gaben. Ein entsprechender Vertrag wurde bereits am Freitag unterzeichnet. Damit überholt der Warenhauskonzern, der unter dem Namen Karstadt Sports bislang mit Sportscheck konkurriert, gemessen am Umsatz den französischen Anbieter Decathlon und wird zum größten Sporthändler in Deutschland.

Benko hatte Kaufhof im vergangenen Jahr mit Karstadt fusioniert. Erst Ende November hatte der Warenhauskonzern bekannt gegeben, 106 der 126 deutschen Reisebüros des insolventen Reiseveranstalters Thomas Cook zu übernehmen.

Sportscheck gehörte bisher zur Hamburger Otto Group und schreibt seit Jahren rote Zahlen. Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto hatte den Filialisten in den Achtzigerjahren selbst gekauft. Die Umsätze schrumpften von etwa 500 Millionen auf zuletzt 280 Millionen Euro. Eine vor vier Jahren eingeleitete Sanierung unter neuem Management brachte nicht den erhofften Erfolg. Die Otto Group hielt dennoch lange an Sportscheck fest. Vor wenigen Tagen kündigte der Vorstandsvorsitzende Alexander Birken nun an, den Verkauf von Verlustbringern zu erwägen.

Nicht bekannt ist, ob und wie viel Geld die Signa Group von Karstadt-Kaufhof-Investor Benko für Sportscheck zahlt, immerhin ist die Kette seit längerer Zeit defizitär.

Benko baut unter dem Dach von Signa Retail das Geschäft mit Sportfachhändlern seit geraumer Zeit kontinuierlich aus. Signa Retail kaufte unter der Leitung von Stephan Fanderl etwa Online-Händler wie Outfitter oder Fahrrad.de. Zu Signa Retail gehören auch die derzeit etwa 28 Häuser von Karstadt Sports. Sportscheck betreibt seinerseits 17 stationäre Läden in Deutschland und beschäftigt 1150 Mitarbeiter.

Die Kaufhäuser von Karstadt Sports und Sportscheck liegen in vielen Innenstädten nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Schon jetzt steht fest, dass drei Karstadt-Sports-Filialen in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart geschlossen werden. Gut möglich, dass beide Ketten künftig unter der Marke Sportscheck firmieren werden. Die Otto Group betonte stets, sozial mit Mitarbeitern umzugehen.

Das Kartellamt muss der Übernahme auch noch zustimmen. Die Behörde hatte in den vergangenen Jahren kleinteilige Sektorenuntersuchungen in einzelnen Stadtteilen vorgenommen. Galeria Karstadt Kaufhof verfügt bereits über einige Sportfachgeschäfte in den Innenstädten. Neben den bestehenden Häusern von Karstadt Sports sind das neu eröffnete Filialen in Bonn, Frankfurt, Heidelberg, Wiesbaden und Lübeck sowie die Sportabteilungen von Karstadt und Kaufhof.

Außerdem baut der Warenhauskonzern mit dem Online-Handelsgeschäft von Sportscheck seine Internetpräsenz im Sporthandel weiter aus. Dazu zählen fortan auch die etwa 2,4 Millionen Online-Kunden sowie insgesamt 85 000 Teilnehmer an verschiedenen Sportscheck-Events. Sportscheck hatte sich zuletzt gezielt als Onlinehändler positioniert.

© SZ vom 12.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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