Einigung zwischen Conti und Schaeffler:"Wir weinen Wennemer keine Träne nach"

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Schaeffler wird Großaktionär, die Aktie bleibt im Dax und die IG Metall bedauert den Abgang des Conti-Chefs nicht. Nachfolger wird wohl ein langjähriger Conti-Mann werden.

Die IG Metall hat die nächtliche Einigung beim Autozulieferer Continental begrüßt und sieht darin auch neue Chancen für die Arbeitnehmer und das Unternehmen. In der Vereinbarung zwischen Conti und der Schaeffler-Gruppe hätten für die Arbeitnehmer wichtige Eckpunkte verbindlich geregelt werden können, erklärte IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine.

Manfred Wennemer verlässt nach langen Jahren Continental. (Foto: Foto: ddp)

IG Metall zeigt sich zufrieden

"Damit ist der Grundstein für eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem neuen Großaktionär gelegt." Der Konzern bleibe in seiner Struktur erhalten und zudem garantiere die Schaeffler-Gruppe den Erhalt der Standorte und Arbeitsplätze bis mindestens 2014, hob die IG Metall hervor. Die paritätische Mitbestimmung im Aufsichtsrat sei gesichert.

Zum Rücktritt von Conti-Chef Manfred Wennemer verwies Meine auf die wiederholten heftigen Konflikte um den Erhalt von Jobs und Standorten. "Die Interessen der Beschäftigten wurden häufig mit Füßen getreten, insofern weinen die Arbeitnehmer Herrn Wennemer keine Träne nach."

Schaeffler will vier Aufsichtsratsmandate

Nach einer wochenlangen Übernahmeschlacht hatte es in der Nacht zum Donnerstag doch noch eine friedliche Lösung gegeben. Conti und die fränkische Schaeffler-Gruppe, die ein Übernahmeangebot für den Dax-Konzern vorgelegt hatte, vereinbarten ein umfangreiches Gesamtpaket. Conti-Vorstandschef Wennemer tritt zurück.

Die fränkische Schaeffler-Gruppe strebt Kreisen zufolge nach ihrem Einstieg vier Aufsichtsratsmandate an. Das sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Unklar sei aber noch, ob Schaeffler auch den Vorsitz des Kontrollgremiums beansprucht. Der Conti-Aufsichtsrat will Aufsichtsratskreisen zufolge bereits an diesem Wochenende zusammentreten. Möglicherweise soll schon bei dieser Sitzung ein Nachfolger für den zurückgetretenen Conti-Chef Manfred Wennemer berufen werden.

Conti-Aktie bleibt im Dax

Der Conti-Aktie droht nach Einschätzung von Experten auch für den Fall einer rund 50-prozentigen Beteiligung von Schaeffler kein Abstieg aus dem Dax. Schaeffler ist zunächst mit bis zu 49,99 Prozent an dem Konzern aus Hannover beteiligt. "Es wäre nach derzeitigem Stand ein Festbesitz von 83 Prozent nötig, damit Conti den Dax verlassen müsste", erklärte LBBW-Analystin Anke Platzek.

Nach Angaben ihres Kollegen Jörg Rahn von MM Warburg bleiben 50 Prozent des Aktienkapitals breit gestreut, falls Schaeffler die angestrebte Marke erreicht. Ein rund 50-prozentiger Streubesitz entspreche einer Marktkapitalisierung von rund sechs Milliarden Euro. "Für einen Abstiegsplatz wären im Moment rund drei Milliarden Euro nötig", rechnete Platzek vor.

Als Abstiegskandidat bei der nächsten Index-Anpassung Anfang September gelten die Aktien des Reise- und Schifffahrtskonzerns TUI. Sie werden nach Einschätzung von Experten voraussichtlich durch den Düngemittelhersteller K+S ersetzt.

Marktkapitalisierung und Börsenumsatz sind die den beiden entscheidenden Kriterien für die Mitgliedschaft im Dax.

Kandidaten für Wennemers Nachfolge

Zum Rücktritt des Conti-Chefs Wennemer erklärte Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger: "Wir respektieren die Entscheidung, hätten aber gerne weiter mit ihm zusammen gearbeitet." Wer Wennemer beerben soll, dazu lehnte Schaeffler eine Stellungnahme ab.

Als Favoriten für Wennemers Nachfolge, dessen Vertrag erst Ende 2011 ausgelaufen wäre, gelten zwei Männer: Finanzchef Alan Hippe und Technikvorstand Karl-Thomas Neumann. Bereits in diesem Frühjahr hatte Wennemer seine Nachfolge in die Wege geleitet, etwa in dem er Hippe die Verantwortung für einen operativen Bereich (Pkw-Reifen) übertragen hatte. Dass Schaeffler einen externen Manager an der Conti-Spitze installieren will, gilt als unwahrscheinlich. Es wird erwartet, dass der Conti-Aufsichtsrat bereits bis Anfang kommender Woche den Nachfolger beruft.

An der Finanzierungssituation habe sich durch die friedliche Einigung mit Conti nichts geändert, hieß es bei Schaeffler. Conti hatte zahlreiche namhafte Banken auf seine Seite gezogen, um Schaeffler die Aufnahme zusätzlicher Gelder zu erschweren.

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