Ehemaliger Ministerpräsident Koch:"Mir geht's richtig gut"

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Politik? Kann er. Wirtschaft? Lernt er demnächst bei Bilfinger Berger, denn da übernimmt Roland Koch ja bald das Steuer. Bis dahin vertreibt er sich die Zeit - und kocht.

Marc Widmann

Er hat jetzt Zeit für so etwas. Roland Koch steht in einem Kochsalon in Wiesbaden, er nimmt einen roten Hummer in die Hand und ist zu Scherzen aufgelegt: "Der ist schon mal durch's heiße Wasser gelaufen und hat's nicht überlebt", sagt er. Das Gelächter ist höflich. So richtig lustig wird der 52-Jährige wohl nicht mehr, und doch steht da ein ziemlich entspannter Mann unter der vergoldeten Kuppel. Einer, der verkündet: "Also mir geht's richtig gut."

Kochen mit Koch: Der ehemalige Ministerpräsident des Landes Hessen, Roland Koch , im Kochsalon Balzer in Wiesbaden zusammen mit dem Gastronom Michael Balzer. (Foto: dpa)

Ob das stimmt? Koch war immer ein leidenschaftlicher Politiker, der den Streit genoss. Ende August verließ er nach elf Jahren freiwillig die hessische Staatskanzlei. Sein neues Berufsleben beginnt im Januar, dann startet er als Aufsichtsrat der Schweizer Großbank UBS in Deutschland, "noch nicht in Vollzeit", wie er sagt. Im März geht es dann richtig los als Vorstand beim Baukonzern Bilfinger Berger, wo er erst mal einige Monate eingearbeitet wird. Ein Trainee also? Nein, das Wort gefällt ihm nicht. "Was ich mache, ist sicherlich gefährlicher für alle Beteiligten", sagt er. Koch absolviert einen Schnellkurs zum Konzernlenker, im Juli soll er das Steuer bei Bilfinger Berger übernehmen. Und jetzt, in der Zeit dazwischen, will er das Leben genießen. Jetzt macht er erst einmal einen Kochkurs, ein Abschiedsgeschenk der hessischen FDP.

Er säbelt Filet aus einem Loup de Mer, sehr konzentriert und "nicht schlecht für einen Anfänger", wie der Profikoch kommentiert. Koch verzieht keine Miene und brummt: "Ich habe in letzter Zeit schon mehr mit Fischen gearbeitet." Kürzlich absolvierte er zum Beispiel ein Praktikum in einem Wiesbadener Restaurant mit dem schönen Namen "Schwarzer Bock". Dort verköstigte er ausgerechnet SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, die zufällig in der Stadt war und sich ein "argentinisches Rumpsteak à la Roland Koch" bestellte. Es soll gemundet haben.

Die ersten Tage in Freiheit verleidete Koch eine Bandscheiben-OP, deshalb konnte er an Haus und Garten noch nicht so viel Hand anlegen wie geplant. Nun ist das überstanden, und der CDU-Mann erzählt, wie er nachts auch mal sieben bis acht Stunden schlafe, während seine Arbeitstage früher "eher 18 als 16 Stunden" dauerten. Dass er sich mit Freunden treffe, ins Museum gehe und reise. Und dass er "jetzt auch ganz fröhlich" sei, dass es vorbei ist, das Leben als Politiker.

Aber nicht jeder traut ihm den neuen Job zu. Ärgert ihn das? "Ich glaube, dass man die Herausforderung bewältigen kann", sagt er, ganz staatstragend, beim Speckschneiden. Dann folgt ein interessanter Satz: "Die Wirtschaft hat den großen Vorteil, dass man den Erfolg an Zahlen ablesen kann." In der Politik ist das ganz anders. Es hat Koch getroffen, wie er zuletzt vor allem als der Rabauke mit den aggressiven Wahlkämpfen gesehen wurde. "In der Wirtschaft", sagt er, "ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ein gutes Ergebnis auch als solches angenommen wird." Er hofft es.

Er will gute Zahlen abliefern. Und einen guten Loup de Mer.

© SZ vom 3.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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