Die Europäische Union will Bauern untersützen, die unter der Dürre leiden. Die EU-Kommission teilte mit, dass Subventionen deutlich früher ausgezahlt werden sollen. Die betroffenen Landwirte sollen bis zu 70 Prozent der sogenannten Direktzahlungen bereits bis Mitte Oktober erhalten anstatt wie üblich erst im Dezember.
Die EU will auch die Mittel für landwirtschaftliche Entwicklung vorziehen. Diese Maßnahmen sollen den Bauern helfen, finanzielle Engpässe zu vermeiden. Vor allem Viehhalter müssen wegen der Dürre derzeit mehr Geld ausgeben als geplant, da sie Futter zukaufen müssen. Die Agrarsubventionen aus Brüssel machen einen wesentlichen Teil der Einkommen der Landwirte aus.
Die EU-Kommission lockerte zudem die Vorschriften für ökologische Flächen, die normalerweise nicht oder nur eingeschränkt landwirtschaftlich genutzt werden dürfen. Diese Flächen sollen nun auch zur Futterherstellung genutzt werden. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte die EU noch am Mittwoch aufgefordert, sich für Bauern einzusetzen.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied hat von der Bundesregierung gefordert, sie müsse so schnell wie möglich eine Milliarde Euro an finanziellen Hilfen für heimische Landwirte zur Verfügung stellen. Klöckner will allerdings erst Ende August über die Vergabe von Bundesmitteln entscheiden, wenn der Erntebericht vorgelegt wurde. Schon jetzt können Bauern jedoch vergünstigte Kredite der landwirtschaftlichen Rentenbank erhalten. Die Bundesländer prüfen auch steuerliche Erleichterungen.
Das Land Brandenburg kündigte inzwischen an, fünf Millionen Euro an Soforthilfen bereitzustellen. Das Geld solle noch in diesem Jahr an betroffene Betriebe ausgezahlt werden, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Potsdam. Woidke äußerte sich nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff. Die Hilfen sollen laut Wendorff vor allem Tierhalter bekommen, die wegen der Dürre bereits Futtermittel zukaufen müssen. Die Futterversorgung müsse gesichert sein, damit kein Tier notgeschlachtet werden müsse.
Nur wenige Bauern sind gegen Dürre versichert
Die deutsche Versicherungsbranche schätzt, dass die Dürre Schäden von mindestens zwei Milliarden Euro anrichten wird. Das sei "ein krasser Ausreißer nach oben", teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Im Schnitt der vergangenen 25 Jahre hätten Sturm, Hagel, Trockenheit und Überschwemmungen jährliche Ernteausfälle von gut 500 Millionen Euro verursacht. Einen ähnlich hohen Schaden wie in diesem Jahr mit fast zwei Milliarden Euro habe es zuletzt 2003 gegeben. Damals herrschte ebenfalls eine starke Trockenheit.
GDV-Landwirtschaftsexperte Rainer Langner sagte, dass sich Bauern zwar gegen Dürreschäden versichern könnten. "Nur sind die Prämien und Selbstbehalt tatsächlich so hoch, dass sich diesen Versicherungsschutz im Augenblick kaum ein Landwirt leisten kann." Hintergrund sei, dass Trockenheit zwar nicht häufig und regelmäßig vorkomme. Wenn doch, seien aber meist mehrere Regionen betroffen und der Schaden sei entsprechend groß. Hagelschäden gebe es häufiger, sie seien aber auch stärker regional begrenzt. Daher seien fünf Millionen Hektar Ackerflächen gegen Hagel versichert, aber nur rund 5000 Hektar gegen Dürreschäden.