Dubiose Richtlinien bei Apple:"Apples Verkaufspraxis ist unsinnig und diskriminierend"

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Apple verweigert einer iranischstämmigen Kundin in den USA den Kauf eines iPads - weil sie im Geschäft Farsi sprach. Omid Nouripour, gebürtiger Iraner und Bundestagsabgeordneter der Grünen, will nun von der Firma wissen, ob er seine Apple-Geräte lieber zurückgeben soll.

Matthias Kohlmaier

Apple gibt sich liberal. In den USA sind nun aber dubiose Verkaufspraktiken des iPhone-Herstellers bekannt geworden. Ein Mitarbeiter in Georgia hat sich geweigert, einer iranischstämmigen Frau ein iPad zu verkaufen - weil sie im Apple-Store mit ihrem Onkel Farsi sprach. Begründung von Apple: Die US-Regierung habe ein Handelsembargo gegen Iran angeordnet, Geräte dürften also nicht an Kunden abgegeben werden, wenn diese sie möglicherweise Richtung Teheran schafften.

"Das ist einfach nur diskriminierend": Omid Nouripour, in Teheran geborener Bundestagsabgeordneter der Grünen, verurteilt Apples Geschäftspraxis in den USA. (Foto: Stefan Kaminski)

Omid Nouripour, Grünen-Abgeordneter im Bundestag, besitzt ebenfalls iPhone und iPad - und wurde in Iran geboren. Nun hat er eine Anfrage an Apple geschickt: Er will wissen, ob er aufgrund seiner iranischen Abstammung seine Apple-Geräte überhaupt noch behalten darf.

SZ.de: Herr Nouripour, wie sind Sie auf die Geschichte um die Verkaufspraktiken von Apple in den USA aufmerksam geworden?

Omid Nouripour: Ich habe mehrere E-Mails von Leuten aus der iranischen Community in den USA bekommen, denen in Apple-Stores solche Dinge passiert sind. Diese Leute haben mir erzählt, dass ihnen der Kauf verweigert wurde - nur weil sie mit Familienmitgliedern Farsi gesprochen haben. Das sind teilweise Menschen, die in zweiter oder dritter Generation in den USA leben. Da habe ich mich natürlich gefragt, ob das nun Einzelfälle sind oder ob das jetzt weltweit so gehandhabt werden soll. Ich habe dann entsprechend recherchiert und festgestellt, dass es noch einige andere Länder gibt, in denen Ähnliches passiert ist - unter anderem Australien.

SZ.de: Hat Apple auf Ihre Anfrage geantwortet?

Nouripour: Noch nicht, aber das ist bei einem Großunternehmen auch verständlich. Ich habe in der vergangenen Woche zwei Anfragen an Apple Deutschland und Apple Inc. geschickt und gehe weiterhin davon aus, dass ich Antworten bekomme.

SZ.de: Können Sie den Inhalt der Anfragen bitte noch einmal kurz umreißen?

Nouripour: Ich protestiere gegen diese Politik. Das ist aus meiner Sicht eine klare Diskrimierung. Ich möchte wissen, was der Sinn dahinter ist. Und ich stelle außerdem die Frage, ob ich als in Iran geborener Mensch meine Apple-Produkte nun zurückgeben muss. Ich bin ebenso iranischstämmig wie die Betroffenen in den USA. Warum sollten also für mich andere Regeln gelten?

SZ.de : Apple begründet das Verhalten der Mitarbeiter mit dem bestehenden Handelsembargo der USA gegen Iran. Finden Sie diese Erklärung nachvollziehbar?

Nouripour: Keineswegs. Ich finde zwar grundsätzlich, dass Sanktionen gegen Iran gerade zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll sind. Wir reden hier aber nicht über Sanktionen gegen Iran, sondern es geht um iranischstämmige Menschen, die in Kalifornien leben. Eine pauschale Verurteilung dieser Leute, die teilweise vor dem iranischen Regime geflohen sind, finde ich mehr als ungerecht. Unter dem Strich bleibt: Der Nichtverkauf erfolgt aufgrund der Diskriminierung einer bestimmten Gruppe.

SZ.de : Geht Apple so vor, um keine Probleme mit der US-Regierung zu bekommen?

Nouripour: Ich bin mir sicher, dass die US-Regierung mit den Sanktionen gegen das iranische Atomprogramm nicht die Absicht hatte, die Amerikaner iranischer Abstammung in den USA zu diskriminieren. Was Apple macht, hat nichts mit der Politik der USA zu tun.

SZ.de : Wirkt sich das Handelsembargo der USA überhaupt aus? Sind Apple-Produkte in Iran wirklich schwer zu bekommen?

Nouripour: Überhaupt nicht. In Teheran auf dem Basar können Sie jederzeit iPhones und iPads kaufen. Wenn Apple sich dem Thema ernsthaft nähern will, dann sollten sie da ansetzen und nachfragen, was denn in den Golfstaaten schief läuft. Und nicht in Kalifornien und vielleicht auch in Deutschland potenzielle Käufer wieder nach Hause schicken.

SZ.de : Halten Sie tatsächlich ähnliche Vorgänge in deutschen Apple-Stores für denkbar? Grundsätzlich unterhält Deutschland auch ein Embargo gegen Iran.

Nouripour: Apple ist bekannt dafür, dass sie in ihrer Geschäftspolitik sehr kohärent sind. Das spricht grundsätzlich für die Firma. Es bedeutet aber auch, dass unsinnige und diskriminierende Maßnahmen schnell weltweit eingesetzt werden könnten. Nun bin ich sehr gespannt, ob Apple diese Praxis auch in Deutschland umsetzen will.

SZ.de : Werden Sie Ihre privaten Apple-Geräte vorerst weiternutzen?

Nouripour: Derzeit ja. Wenn aber Apple der Meinung sein sollte, dass ein deutscher Bundestagsabgeordneter mit seinem iPhone gegen irgendwelche Sanktionen verstößt, dann will ich diese Geräte sicherlich nicht mehr haben.

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