Druck auf Disney:Amazon gegen Captain America

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Nicht vorbestellbar: Szene aus "Captain America 2" (Foto: dpa)

Eine Verhandlungsposition, die dem großen Disney-Konzern nicht vertraut sein dürfte: Versandhändler Amazon macht es dem Unterhaltungsunternehmen schwer. Mehrere Disney-Filme können derzeit nicht vorbestellt werden.

  • Amazon bietet manche Neuerscheinungen von Disney-Filmen nicht mehr zur Vorbestellung an, darunter der neueste "Captain America"-Film und "Muppets".
  • Auf diese Weise versuchte Amazon schon mehrfach, Anbieter von Inhalten zu besseren Bedingungen zu drängen.
  • Die beiden Firmen haben sich noch nicht zu dem Vorfall geäußert.
  • Am Wochenende haben 900 Autoren in einem offenen Brief gegen den Versandhändler protestiert.

Amazon gegen Disney

Der weltgrößte Online-Händler Amazon setzt jetzt offenbar auch den Unterhaltungskonzern Disney unter Druck. Am Wochenende waren Video-Neuerscheinungen wie der zweite "Captain America"-Film, "Maleficient" und der jüngste "Muppets"-Streifen in den USA über Amazon nicht auf DVD oder Blu-ray zu bestellen. Derzeit können die Disney-Filme nur für den Amazon-Streamingdienst Instant Prime Video vorbestellt werden. Disney und Amazon äußerten sich vorerst nicht zu der Angelegenheit.

Amazons Verhandlungstaktik

Amazon hatte bereits bei Videofilmen von Time Warner und Büchern des Verlags Hachette ähnliche Taktiken eingesetzt. Amazon versucht durch Verkaufseinschränkungen, Druck in Verhandlungen über neue Vertriebsdeals aufbauen. Während die Gespräche mit Time Warner binnen weniger Wochen abgeschlossen wurden, wird der seit Monaten schwelende Streit mit dem US-Verlag Hachette über die Preise für E-Books immer heftiger. Hachette-Chef Michael Pietsch forderte den Online-Händler auf, die Sanktionen aufzuheben. "Amazon will deutlich mehr Gewinn und noch mehr Marktanteil auf Kosten der Autoren, stationärer Buchläden und uns", sagte er dem Wall Street Journal zufolge.

900 Autoren protestieren

Mehr als 900 Autoren protestierten am Wochenende in einem offenen Brief gegen die Methoden des Versandhändlers. Die Schriftsteller, darunter berühmte Autoren wie Stephen King und John Grisham, verurteilten das Vorgehen von Amazon im Streit mit Hachette darin scharf: "Weder Leser noch Autoren profitieren davon, dass Bücher als Geiseln genommen werden." Zugleich betonten die Autoren, dass sie in dem eigentlichen Streit zwischen Amazon und Hachette keine Partei ergreifen wollten. Unter den Unterzeichnern des Protestbriefs finden sich weitere bekannte Autoren wie David Baldacci, Lincoln Child oder Suzanne Collins. Sie riefen die Leser auf, Amazon-Chef Jeff Bezos per E-Mail die Meinung zu sagen. Das Unternehmen verstoße gegen sein eigenes Versprechen, vor allem an die Kunden zu denken, indem es den Konflikt mit Hachette auf dem Rücken der Leser austrage.

Amazon rechtfertigt sich

Amazon bekräftigte in einer Stellungnahme die Forderung nach niedrigeren E-Book-Preisen und verteidigte zugleich seine Verhandlungsmethoden. Der Verlag Hachette habe in den Verhandlungen drei Monate lang gemauert und sich erst nachdem Amazon Maßnahmen ergriffen habe mit den Argumenten des Versandhändlers auseinandergesetzt. Gedruckte Bücher von Hachette hatten in den USA zum Teil sehr lange Lieferzeiten gehabt. Amazon empfahl Lesern, in der Zwischenzeit Titel anderer Verlage zu kaufen. Der Konzern hatte früh auf digitale Bücher gesetzt und mit dem niedrigen Preis von 9,99 Dollar das Geschäft in den USA zunächst dominiert. US-Verlage nutzten den Start von Apples E-Book-Store auf dem iPad, um ein Modell nach dem Muster der deutschen Buchpreisbindung durchzusetzen, bei dem sie selbst und nicht der Händler den Preis bestimmen konnten. Auf Betreiben von Amazon schritten die US-Behörden ein. Sie erklärten das Abkommen der Verlage mit Apple zu illegalen Preisabsprachen, und Amazon kann die Bücher von den Verlagen wieder billig beziehen und verkaufen.

Streit auch in Deutschland

Einen ähnlichen Streit um die Preise für E-Books gibt es auch in Deutschland. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich beim Bundeskartellamt über den Online-Händler beschwert. Amazon wies den Vorwurf zurück, im Zuge von Verhandlungen die Auslieferung gedruckter Bücher aus der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen) zu verzögern. In seiner Antwort schrieb Amazon unter anderem, Literatur müsse günstiger werden, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe. "Bücher konkurrieren mit mobilen Spielen, Fernsehen, Filmen, Facebook, Blogs, kostenlosen Nachrichten-Websites und mehr." Das Unternehmen verwies erneut auf frühere Berechnungen, wonach mit niedrigeren E-Book-Preisen wie 9,99 Dollar viel mehr Bücher verkauft würden als etwa bei 14,99 Dollar, so dass Schriftsteller und Verlage am Ende sogar mehr verdienen würden.

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