Drama um Merckle-Imperium:Die Abrechnung mit dem Vater

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Aus dem verschwiegenen Merckle-Imperium treten sonst wenige Töne nach draußen: Nun äußert sich der Sohn des Milliarärs - und schildert seine Sicht.

Der Junior packt aus: Philipp Daniel Merckle, der zweitälteste Sohn des Milliardärs Adolf Merckle, schildert die Situation des vor der Zerschlagung stehenden Firmenkonglomerats Merckle

Das Firmenimperium des Milliardärs Adolf Merckle steht vor der Zerschlagung. Merckle-Sohn Philipp Daniel gibt nun Einblicke in die Welt der verschwiegenen Familie. (Foto: Foto: AP)

Sein Vater solle den Generikahersteller Ratiopharm zu Geld machen. "Da kommt die Familie nicht darum herum", sagte der Sohn.

"Die Banken dringen auch auf den Verkauf von anderen Unternehmen", sagte der Merckle-Sohn der Südwest Presse. Bei dem Ulmer Arzneimittelhersteller stelle sich die Frage, ob er "noch als Familieneigentum verkauft werden kann". Der Sohn sagte weiter, er selbst sei bei einer Lösung des Finanzproblems der Merckle-Gruppe außen vor. Dem Bericht zufolge hat die Vermögensverwaltung VEM, in der die Beteiligungen Merckles zusammengefasst sind, allerdings noch keine Anteile von Firmen an die Banken verpfändet.

Der Engpass bei VEM war aufgrund massiver Verluste im Wertpapiergeschäft und bei Spekulationen mit VW-Aktien entstanden. Nach Schätzungen aus Bankenkreisen besteht ein Finanzierungsbedarf von 700 Millionen bis einer Milliarde Euro. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten.

"Keine Kapitalerhöhung"

Merckle will der Südwest Presse zufolge erreichen, dass das Stillhalteabkommen mit den mehr als 30 Banken bis kurz vor Weihnachten verlängert wird. Ziel sei es, einen Überbrückungskredit für etwa ein halbes Jahr abzuschließen, um einen geordneten Übergang und auch die nötigen Verkäufe vorzubereiten. Platzten die Verhandlungen, drohe die Insolvenz der VEM.

Philipp Daniel Merckle, der im Frühjahr als Geschäftsführer von Ratiopharm abgesetzt worden war, ist an den Verhandlungen mit den Banken eigenen Angaben zufolge nicht selbst beteiligt, steht aber im Austausch mit der Familie. Bruder Ludwig und HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele, ein enger Vertrauter von Adolf Merckle, lenkten die Geschicke des Familienimperiums maßgeblich und trügen die Verantwortung, da der Familienpatriarch selbst gesundheitlich nicht in guter Verfassung sei, beurteilt Philipp Daniel Merckle die Lage.

HeidelbergCement, an der die Familie knapp 80 Prozent hält, steht wegen des Kaufs des britischen Konkurrenten Hanson mit 12,3 Milliarden Euro in der Kreide. "Es ist kein Zweifel, dass sich die Familie daran finanziell übernommen hat, nicht zuletzt auch durch die Finanzkrise", sagte Philipp Daniel Merckle. "Von der Familie Merckle wird keine Kapitalerhöhung mehr kommen."

Eigene Wege

Der Milliardärssohn will künftig eigene Wege gehen und sein Vermögen von dem der Familie trennen. Dass er Ratiopharm, wo er selbst ehemals Geschäftsführer war, selbst übernehme, stehe nicht zur Debatte, sagte Merckle. "Die Finanzprobleme, in die Ratiopharm jetzt durch VEM hineingezogen worden, sind viel zu groß." Den bei Ratiopharm eingeschlagenen Weg wolle lieber bei anderen Aktivitäten er fortsetzen, sagte Philipp Daniel Merckle. "Meine Geschäftsprinzipien sind andere. Das Firmengeflecht hat sich von den ursprünglichen Werten, die ich in der Familientradition sehe, entfernt."

Merckles neues Projekt sind die Gruschwitz Textilwerke, die der Unternehmersohn seiner Familie abgekauft hat und an denen er 75 Prozent hält. Die Firma werde irrtümlich in der Öffentlichkeit zum Familienimperium gezählt, sagte Merckle. "In diesen Verhandlungen steht eine Gruschwitz überhaupt nicht zu Debatte." Er wolle weitere Firmen aus dem Geflecht herauslösen, sagte er, nannte aber keine Namen. Die Gespräche mit der Familie seien schwierig.

Zu dem Merckle-Imperium gehören auch der Baustoffkonzern HeidelbergCement und der Pharmagroßhändler Phoenix. Insgesamt umfasst das Konglomerat Firmen mit mehr als 30 Milliarden Euro Umsatz und rund 100.000 Mitarbeitern.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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