Manchmal dauert es geschlagene neun Monate vom Vertragsabschluss bis zur Ausstellung der Versicherungspolice - wenn es um Industriebetriebe geht. "Das ist nicht länger akzeptabel", sagt Versicherungsmakler Sven Erichsen. Eine Alternative bieten Blockchain-Verfahren, die mehr Transparenz und Effizienz bieten, glaubt Erichsen: "Das sind Whatsapp-Gruppen im Geschäftsleben."
Wie das praktisch aussehen kann, hat der US-Versicherungskonzern AIG zusammen mit seinem Kunden Standard Chartered in New York ausprobiert. Die Bank arbeitet in 30 Ländern und kauft dafür zahlreiche Versicherungsverträge ein. Die Abläufe sind der Bank zu wenig effektiv und transparent.
Der Versicherer AIG antwortet mit einer Blockchain-Lösung, entwickelt zusammen mit IBM. "Wir haben mit den Haftpflichtpolicen für Kenia, Singapur und die USA begonnen", erläutert AIG-Managerin Daniela Peeters bei einer Fachkonferenz des Gesamtverbandes der Versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW).
Durch das Blockchain-Verfahren können viele Prozesse digitalisiert werden. "Wenn die Prämie bezahlt ist, wird die Police automatisch erstellt, und zwar rechtswirksam", erklärt sie. "Wenn der Kunde auf den Bezahl-Knopf drückt, ist das Geld sofort gutgeschrieben, und das löst automatisch den Policierungsprozess aus."
Siemens-Manager Alexander Mahnke glaubt, dass die Industrieversicherer die Auswirkungen der Digitalisierung unterschätzen. Er höre immer noch häufig, dass die Versicherer keine disruptiven Auswirkungen durch neue Technologien zu fürchten hätten, ihr Geschäftsmodell also nicht nachhaltig unter Druck gerate. Der GVNW-Vorsitzende zitierte den bekannten Spruch des Microsoft-Gründers Bill Gates, dass Bankgeschäfte zwar nötig seien, Banken aber nicht. "Was für Banken gilt, kann auch für andere Bereiche gelten."
Disruptives Potenzial sieht Mahnke vor allem bei der Blockchain-Technologie und bei künstlicher Intelligenz. "Beide spielen bereits heute in der Industrie eine große Rolle", so Mahnke. "Sie werden auch die Industrieversicherung nachhaltig beeinflussen."