Deutsche Wirtschaft und Iran:Der Preis der Sanktionen

Lesezeit: 2 min

Heimlich, still und leise hat eine Delegation aus Iran in Deutschland für den Standort geworben. Viel Aufsehen macht Berlin nicht darum - denn mit manchen Geschäftspartnern schmückt man sich nur ungern.

Klaus Ott und Nicolas Richter

Wenn deutsche Firmen im Ausland Geschäfte machen, ist das immer auch ein Erfolgserlebnis für die Bundesregierung. Bestes Beispiel war in dieser Woche der Besuch der Kanzlerin in Algerien, wo neue Energiequellen und große Aufträge locken. Mit einigen Geschäftspartnern hingegen schmückt man sich in Berlin nicht so gern, etwa mit Iran.

Öl-Raffinerie in Teheran: Spiel mit den Schmuddelkindern. (Foto: Foto: AP)

So blieb unbemerkt, dass eine iranische Handelsdelegation in dieser Woche durch Deutschland reiste. Empfangen wurde sie von der IHK München, in Hamburg und beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Allerdings kam es den Deutschen nicht in den Sinn, dies öffentlich kundzutun.

Zehn Lobbyisten und Manager waren aus Teheran gekommen, angeführt vom Präsidenten der iranischen Handelskammer Mohammed Nahavandian. Seine Botschaft: Ihr Deutsche müsst aufpassen, dass ihr im Iran-Geschäft nicht den Anschluss verliert. "Sie wollten uns ihre Sorge mitteilen, dass deutsche Firmen aus jedem Rennen um Aufträge herausfallen", sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK München, Reinhard Dörfler. Davon profitierten vor allem Firmen aus China und Russland.

Großbanken ziehen sich zurück

Im Jahr 2007 verkaufte die deutsche Wirtschaft noch Waren im Wert von 3,6 Milliarden Euro nach Iran, ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zu 2006. Chinas Regierung vermeldete dagegen in dieser Woche stolz, das Handelsvolumen mit Iran sei, verglichen mit der ersten Hälfte des Jahres 2007, um fast 60 Prozent gestiegen.

Im Atomstreit mit der iranischen Regierung hat der UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Teheran verhängt, die das Nuklear- und Rüstungsprogramm des Landes treffen sollen. "Das Problem ist, dass wir Deutschen uns strikter daran halten als andere Staaten", sagt Dörfler. Für deutsche Firmen wird es immer schwieriger, Geschäfte abzuwickeln.

Zum einen haben sich deutsche Großbanken wegen des Drucks der US-Regierung aus dem Iran-Geschäft zurückgezogen, und die EU hat Sanktionen gegen die iranische Bank Melli verhängt. Zweitens hat die Bundesregierung Hermes-Bürgschaften für Geschäfte mit Iran stark zurückgefahren, und schließlich zeigen sich Zoll und Bundesamt für Ausfuhrkontrolle sehr akribisch bei der Prüfung von Exporten in die Islamische Republik, die traditionell ein enges Geschäftsverhältnis zu den Deutschen gepflegt hat und im Prinzip noch viele Aufträge verspricht - nicht zuletzt in der Öl- und Gasbranche.

Heikle Verbindungen

Die Bundesregierung ist uneins: Kanzleramt und Außenministerium befürworten Härte gegen Iran, das Wirtschaftsministerium sieht das skeptisch. Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Peter Ramsauer, hat die Sanktionspolitik offen kritisiert. Auch Daniel Bernbeck, Geschäftsführer der Deutsch-Iranischen Handelskammer in Teheran, beklagt die "unspezifische Sanktionspolitik", die nichts bewirke, weil manche sie ernster nehmen und andere weniger.

Deutsche Firmen sehen das genauso, halten sich öffentlich aber zurück. Das Thema ist heikel. Im vergangenen Jahr führte eine Iran-Veranstaltung der IHK Darmstadt zu diplomatischen Verwerfungen mit Israel, und deutsche Firmen befürchten, Iran-Verträge könnten ihr US-Geschäft gefährden.

Der Iraner Nahavandian mahnte die Deutschen jetzt, die Sanktionen hätten sie bereits Tausende Aufträge gekostet. Er schlug dem DIHK in Berlin vor, eine Kommission zu gründen, um den Handel wieder zu beleben. Auf deutscher Seite hieß es nur, man habe das zur Kenntnis genommen.

© SZ vom 19.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: