Hypo Real Estate:Der gute Teil der Skandalbank kommt an die Börse

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  • Im Juli sollen mindestens drei Viertel der Deutschen Pfandbriefbank (PBB), in der ein Teil der HRE aufgegangen ist, an der Börse verkauft werden.
  • Zu welchem Kurs die PBB-Aktie aufs Parkett kommen soll, blieb zunächst offen.

Von Stephan Radomsky, München

Der Bund will wenigstens einen Teil der Altlasten der Skandalbank HRE über die Börse losschlagen. Im Juli sollen dazu mindestens drei Viertel der Deutschen Pfandbriefbank (PBB), in der ein Teil der HRE aufgegangen ist, an Investoren verkauft werden. Man sei überzeugt, dass der Börsengang "unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken" das beste Ergebnis für die Steuerzahler liefern werde, teilte die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung am Mittwoch mit.

Mit dem Börsengang würde die Auflage der Europäischen Union, das Münchner Kreditinstitut bis spätestens Ende des Jahres zu privatisieren, vorzeitig erfüllt. Zuvor hatte der Bund die in der Finanzkrise kollabierte Hypo Real Estate (HRE) mit mehr als 100 Milliarden Euro gerettet. Aus ihrer Konkursmasse wurden dann drei neue Institute geformt: Die PBB erhielt dabei alle werthaltigen HRE-Bestandteile. Ihre Schwester Depfa sollte zunächst ebenfalls verkauft werden, wird nun aber genauso wie die Schrott-Anlagen der HRE von der eigens gegründeten Bad Bank FMS Wertmanagement abgewickelt.

Bieterwettkampf eher unwahrscheinlich

Nun sollen die Münchner Pfandbriefbanker also von Juli an auf eigenen Beinen stehen. Der Bund, bisher alleiniger Eigentümer aller HRE-Überbleibsel, will dann noch für zwei weitere Jahre mindestens 20 Prozent an der PBB halten. Danach solle perspektivisch auch dieser Anteil verkauft werden, hieß es beim Bankenrettungsfonds Soffin.

Der Börsengang steht allerdings nicht nur unter positiven Vorzeichen. So ließ die Ratingagentur Standard & Poor's ihre Beurteilung der PBB zuletzt unverändert, die Beobachter von Fitch senkten dagegen ihre Bonitätsnote deutlich. Die Begründung: Inzwischen gebe es Regeln zur Banken-Abwicklung, und die Regierungen seien deutlich weniger gewillt, im Ernstfall erneut zur Rettung zu eilen. "Das dürfte den Preis drücken", sagte Hans-Peter Burghof, Banken-Professor an der Uni Hohenheim. Dennoch sei der Börsengang wohl die lukrativere Variante, weil an einen breiteren Kreis von Anlegern gestreut werden könne - und es derzeit "eher unwahrscheinlich ist, dass man einen Bieterwettkampf um eine Bank entfachen kann". Zu welchem Kurs die PBB-Aktie aufs Parkett kommen soll, blieb zunächst offen. Seit 2009 stecken insgesamt 2,3 Milliarden Euro an Staatsgeld in der PBB .

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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