Deutsche Bank:Sparen bei den Bonus-Bankern

Lesezeit: 3 min

Deutsche-Bank-Chef John Cryan verzichtet freiwillig 2017 auf einen Teil seines Grundgehaltes. Einige Vorstände bekommen nun aber mehr als vorher.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Gehaltsverzicht kommt sogar in den Chefetagen der Deutschen Bank gelegentlich vor, zumindest seit das Geldhaus in einer Krise steckt. Sowohl der ehemalige Co-Vorstandschef Anshu Jain als auch sein Vorgänger Josef Ackermann entsagten jeweils mindestens einmal ihrem Bonus. Und auch Nachfolger John Cryan gibt sich bescheiden, mit einem allerdings großen Unterschied: Der Brite, seit Mitte 2015 an der Spitze, nimmt nun auch eine freiwillige Einbuße beim Grundgehalt hin.

Anstatt wie zugesichert mit 3,8 Millionen Euro, begnügt er sich für 2017 mit 3,4 Millionen Euro, wie aus dem am Montag veröffentlichten Vergütungsbericht hervorgeht. Einen Bonus hatte er ohnehin nicht erhalten. "Cryan will den Aktionären ein Zeichen setzen", hieß es aus der Bank.

Das ist wohl auch nötig. Denn der gelegentliche Bonusverzicht an der Spitze kann über eines nicht hinwegtäuschen: Die größte deutsche Bank wurde jahrelang von Teilen ihrer Belegschaft regelrecht ausgeplündert, nicht etwa von den Mitarbeitern in den Filialen, sondern von den Investmentbankern. Seit der Finanzkrise zahlte das Geldhaus nur rund vier Milliarden Euro Dividende. Es schüttete den Investmentbankern aber Erfolgsprämien von mehr als 20 Milliarden Euro aus. Ausgerechnet deren Geschäfte zogen später zudem enorme Strafzahlen nach sich.

Derart um ihre solide Kapitalausstattung gebracht, rutschte die Bank vergangenes Jahr gleich zwei Mal in existenzgefährdende Krisen. Nach einem Rekordverlust 2015 verbuchte das Geldhaus auch 2016 einen Fehlbetrag. Nun muss Cryan acht Milliarden Euro frisches Kapital bei den Aktionären einsammeln. Am Montag veröffentlichte die Bank den dafür notwendigen Wertpapierprospekt.

Statt Bonus gab es für einige Spitzenkräfte eine recht hohe Altersvorsorge

Bereits drei Mal in den vergangenen sieben Jahren hatten Cryans Vorgänger die Anteilseigner um frisches Kapital bitten müssen. Was die Bank gegen Krisen stärkt, verwässert jedoch die Anteile der Altaktionäre. Entsprechend wenig Verständnis haben die Investoren daher inzwischen für eine Neuauflage früherer Bonus-Exzesse. "Wir werden uns die Details der Vergütung sehr genau anschauen", hieß es bei einem großen Anteilseigner. Im vergangenen Jahr war das Vergütungssystem des Vorstands bereits auf der Hauptversammlung durchgefallen. Die Investoren hatten es als intransparent kritisiert. Nun hat die Bank das System noch einmal nachjustiert.

Bank für Banker: Seit der Finanzkrise zahlte die Deutsche Bank nur rund vier Milliarden Euro Dividende. Sie schüttete den Investmentbankern aber Erfolgsprämien von mehr als 20 Milliarden Euro aus. (Foto: Luke Macgregor/Reuters)

Zugutehalten werden die Aktionäre der Bank immerhin, dass der "Bonuspool" für die knapp 100 000 Mitarbeiter 2016 so gering ausfiel wie schon seit vielen Jahren nicht mehr: Er schrumpfte von 2,4 Milliarden Euro auf 500 Millionen Euro. Der Großteil der Mitarbeiter im mittleren Management musste 2016 auf die variable Vergütung verzichten, die in guten Jahren schon einmal zwei Drittel des Grundgehaltes und mehr ausmachen konnte.

Auch die Zahl der Deutsche-Bank-Mitarbeiter, die mehr als eine Million Euro verdienen - der Geschäftsbericht nennt sie "einkommensstarke Mitarbeiter" - ging deutlich zurück: Wurden 2015 noch 756 Mitarbeiter als Einkommensmillionäre geführt, waren es 2016 nur noch 316 Mitarbeiter. Von ihnen aber verdienten immer noch vier namentlich nicht genannte Mitarbeiter mehr als Cryan, zwei davon zwischen sechs und sieben Millionen Euro. Auch nach der Finanzkrise hatte die Bank einigen Investmentbankern zweistellige Millionensummen gezahlt, stets mit dem Argument, erfolgreiche Mitarbeiter nur mit hohen Gehältern halten zu können.

Von diesem Dilemma indes, mit hochbezahlten Mitarbeitern gegen die Krise ankämpfen zu müssen, hat sich die Bank immer noch nicht vollständig gelöst. Das Kleingedruckte im Geschäftsbericht offenbart, wie das Geldhaus auch 2016 mit generösen Gehaltsschecks versucht hat, Mitarbeiter zu halten. So stieg die fixe Vergütung für die Banker von 2015 auf 2016 um immerhin 200 Millionen Euro auf 8,3 Milliarden Euro. Im Finanzsprech wird auf die "Überführung von variablen in fixe Vergütungsbestandteile" verwiesen.

Mit anderen Worten: Weil Bankerboni gedeckelt wurden, erhöhte die Bank - wie 2015 - die Fixgehälter. Auf der Bilanzpressekonferenz im Februar hatte Cryan noch den Anschein erweckt, im Jahr 2016 hätten sich die Grundgehälter eben nicht erneut erhöht. Es kam offenbar anders.

Auch Cryans Vorstandskollegen taten sich offensichtlich teilweise schwer, sich in Zurückhaltung zu üben. Während der Vorstandschef auf einen Teil seines Grundgehaltes verzichtet, erhalten Finanzvorstand Marcus Schenck und Privatkundenchef Christian Sewing mehr: Ihr Fixgehalt steigt 2017 um 600 000 Euro auf drei Millionen Euro. Beide waren erst jüngst zu Cryans Stellvertretern befördert worden, angeblich um den Chef zu entlasten.

Mehr noch: Zwar erhielten auch Cryans Kollegen seit 2015 keinen Bonus, sie bekamen aber teilweise eine recht hohe Altersvorsorge. So kassierte Investmentbankingchef Jeff Urwin, der in Kürze aus nicht näher erläuterten Gründen die Bank verlässt, allein für 2016 Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge von zwei Millionen Euro, was nahezu seinem gesamten Grundgehalt entspricht und die Pensionszusagen der übrigen Vorstände deutlich übertrifft. Dem Vernehmen nach hatte dies sogar im Aufsichtsrat für Ärger gesorgt. Für 2017 werden die Pensionszusagen nun sinken.

"Im Vergleich zu anderen Dax-Unternehmen ist das Grundgehalt der Deutsche-Bank-Vorstände für 2016 recht hoch", sagt Petra Knab-Hägele, Expertin für Bankvergütung bei der Beratungsfirma hkp. Nur weil die Vorstände keinen Bonus bekommen hätten, seien die Gesamtbezüge letztlich noch moderat ausgefallen. Generell aber sei "mehr Transparenz" in der Bankenlandschaft - bei Vorständen wie auch Hochverdienern unterhalb des Vorstandes - wünschenswert, sagt Knab-Hägele. Sie fordert zum Beispiel, dass auch die Topverdiener unterhalb des Vorstandes namentlich ausgewiesen werden müssten. Der Vorschlag der SPD zur Begrenzung der Managergehälter zielt etwa lediglich auf die Vorstände ab. Die vielen Gutverdiener darunter bleiben dabei unbehelligt.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: