Nahaufnahme:Digital hoch hinaus

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Kann Vorhaben gut verkaufen: Stefan Hoops, Leiter des Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank. (Foto: oh)

Stefan Hoops leitet die Unternehmensbank der Deutschen Bank. Die großen Erfolge sind bislang ausgeblieben. Nun setzt er auf den Zahlungsverkehr.

Von Meike Schreiber

Dass Stefan Hoops seine Arbeit allzu verschwiegen verrichtet, würde ihm wohl keiner vorwerfen. Auf dem Karrierenetzwerk Linkedin informiert der Leiter der "Unternehmensbank", also des Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank, stets fleißig über seinen Berufsalltag. Gerne lässt er seine Fans wissen, dass er gerade nach Fernost fliegt, was er von aufstrebenden Fintech-Start-ups hält oder wie es ihm in seinen Anfangsjahren bei der Deutschen Bank so ergangen ist. Zu Beginn von Corona ermunterte er seine Kollegen sogar dazu, in der Mittagspause "tolle Dinge" zu veranstalten: ein Bild zu malen, Modellflugzeuge zu bauen oder einen Spiegel zu verzieren. Das könne in der Pandemie helfen, "mit dem psychischen Stress" fertigzuwerden, weswegen er in der Bank sogar einen kleinen Wettbewerb ("Challenge") dazu ausgelobt hatte.

Böse Stimmen im Konzern meinen nun, die Aktivitäten hätten womöglich auch damit zu tun, dass Hoops seit einiger Zeit nicht mehr ganz so hoch in der Gunst von Christian Sewing steht. Der Konzernchef hatte den 41-jährigen 2019 zum Chef der Unternehmensbank ernannt, was nicht nur ein "sehr aufregendes Geschäft", sondern auch das "Herzstück der Bank" sei, weswegen das "großartige Management" nun nur noch die "niedrig hängenden Früchte" ernten müsse. Bislang hat das mit dem Ernten indes noch nicht ganz so geklappt, seine Ziele jedenfalls musste Hoops mehrfach "anpassen". Und als unlängst mal wieder einige Vorstandsposten neu vergeben wurden, ging der Banker, der sich mit Kraftsport fit hält, zudem leer aus.

Mehr als hundert Mitarbeiter für ein neues Gemeinschaftsunternehmen in Frankfurt

Nun aber will Hoops im Zahlungsverkehr angreifen, einem Geschäft, aus dem sich die Bank vor fast zehn Jahren zurückgezogen hatte, das seither aber boomt wie selten etwas im Finanzgewerbe. Das Geldhaus will seine Kräfte jetzt sogar mit dem US-Branchenriesen Fiserv bündeln und gemeinsam ein Unternehmen an den Start bringen, das kleinen und mittelgroßen Firmen in Deutschland Zahlungsakzeptanz- und Bankdienstleistungen anbietet, teilte das Geldhaus am Montag mit. Das Gemeinschaftsunternehmen, für das die behördlichen Genehmigungen noch ausstehen, solle von Anfang an mehrere Tausend Unternehmen betreuen und in Frankfurt mehr als hundert Mitarbeiter beschäftigen. Neben rund 800 000 Kunden der Marken Deutsche Bank, Postbank und Fyrst würden die Leistungen auch Unternehmen angeboten, die nicht Kunde der Deutschen Bank seien.

"So können wir unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten, das bedeutet für sie geringere Kosten und weniger Komplexität", frohlockte Hoops. Fiserv-Europa-Chef John Gibbons erklärte, kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland würden dabei unterstützt, ihre Geschäfte auf neue Art und Weise abzuwickeln. "Corona hat die Welt verändert, besonders auch die Erwartungen der Kunden beim Zahlungsverkehr".

Tatsächlich ist die Zahlungsabwicklungsbranche nicht erst durch den verstärkten Onlinehandel schnell gewachsen. Sie profitierte auch schon vor der Pandemie von der Verlagerung der Geldströme ins Internet. Corona aber hat in vielen Branchen die Digitalisierung noch einmal beschleunigt, was immer häufiger auch unbares Bezahlen nach sich zieht. Die Anbieter wiederum erledigen für andere Firmen den Zahlungsverkehr und kassieren dafür Provisionen. In Deutschland ist das Geschäft allerdings vor allem durch den Konzern Wirecard bekannt geworden, der nach einem Bilanzskandal mittlerweile insolvent ist. Hoops wäre nicht Hoops, würde er das Vorhaben nicht gut verkaufen. "Niemand sonst in Deutschland verfügt über ein solch umfassendes Angebot", warb er am Montag für das Projekt.

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