Deutsche Bank:Machtkampf bei der Deutschen Bank entschieden: Aufsichtsrat Thoma gibt auf

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Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. (Foto: REUTERS)

Im Streit um die Aufarbeitung von Skandalen warfen andere Aufsichtsräte ihm "Übereifer" vor.

Von Andrea Rexer und Meike Schreiber, Frankfurt

Der Streit im Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat ein prominentes Opfer gefunden. Wie die Bank am späten Donnerstagabend mitteilte, tritt Aufsichtsratsmitglied Georg Thoma mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Leiter des Integritätsausschusses zurück.

Auch seinen Posten im Aufsichtsrat werde er in vier Wochen zur Verfügung stellen. Der Nominierungsausschuss suche nun einen Nachfolger. Leiten werde den Integritätsausschuss vorübergehend die US-Juristin Louise M. Parent, die bereits seit 2014 im Aufsichtsrat sitzt. Unterstützt werde sie dabei von Eon-Chef Johannes Teyssen, ebenfalls Jurist und Mitglied des Aufsichtsrats.

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Vorausgegangen war ein Streit um die juristische Aufarbeitung von Skandalen. Die Mehrheit des Aufsichtsrats hatte Kontrolleur Thoma dabei in ungewohnt öffentlicher Weise "Übereifer" vorgeworfen.

Die Bank nennt für den Rücktritt keine Gründe

Thoma hatte auch Untersuchungen gegen Aufsichtsratschef Paul Achleitner vorangetrieben. So hatte der Integritätsausschuss anderem geprüft, wer bei der Deutschen Bank verantwortlich war für die mangelhafte Kooperation mit der britischen Finanzaufsicht FCA bei der Aufklärung des Libor-Skandals. Die Strafe für die Bank war rund 100 Millionen Pfund höher ausgefallen, weil sie aus Sicht der Finanzbehörde schlecht kooperiert hatte.

Der sechsköpfige Integritätsausschuss ist ein Gremium, das die diversen Skandale der Bank - Russland, Libor, Devisenkursmanipulation - aufarbeiten soll. Auf Betreiben von Thoma prüfen Vorstand und Aufsichtsrat wechselseitig, ob einer der Ex-Manager oder sogar Achleitner Schadenersatz zahlen müssen. Diese Prüfung sollte bis zur Hauptversammlung Ende Mai abgeschlossen sein, damit Achleitner unbelastet auftreten kann. Gerade aber diese Prüfung habe Thoma hinausgezögert, hieß es.

So sehr der Jurist, der dem Gremium seit 2013 angehört, intern in der Kritik stand: Bei Investoren hatte der Vorgang Befremden ausgelöst. Hans-Christoph Hirt, Co-Chef der Aktionärsvertretung Hermes EOS sagte dem Handelsblatt: "Die öffentlichen Meinungsäußerungen verschiedener Aufsichtsräte sind höchst ungewöhnlich, schaden aus Sicht von Investoren der Deutschen Bank und verstoßen potenziell gegen Verschwiegenheitspflichten".

Auch Ingo Speich von Union Investment hatte kritisiert: "Die Skandale können gar nicht gründlich genug aufgeklärt werden, damit wieder Vertrauen am Kapitalmarkt entsteht. Dazu braucht es unabhängige und unbequeme Kontrolleure."

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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