Deutsche Bank:Immer noch 583 Einkommensmillionäre

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Die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt. (Foto: Michael Probst/AP)

Die Deutsche Bank baut um und hat erneut Verlust gemacht. Hunderte Mitarbeiter aber kassieren weiterhin mehr als eine Million Euro Vergütung pro Jahr. Außerdem konnten sich 2019 drei Vorstände über eine hohe Abfindung freuen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Als Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing vergangenen Juli verkündete, wie er das größte deutsche Geldhaus umbauen will, war damit zugleich eine klare Botschaft verbunden: Das Investmentbanking spielt nicht mehr die Hauptrolle im Konzern. Und tatsächlich zog sich das Institut daraufhin aus einigen Bereichen des Geschäfts zurück; die Kosten des Umbaus führten 2019 zugleich zu einem Milliardenverlust.

Einkommensmillionäre aber gibt es immer noch zahlreich bei der Bank. Wie aus dem am Freitag veröffentlichen Geschäftsbericht hervorgeht, kassierten 2019 immer noch 583 Mitarbeiter eine Gesamtvergütung von mehr als einer Million Euro - das sind deutlich mehr Einkommensmillionäre als in jedem anderen Dax-Konzern. Im Vorjahr waren es noch 643 Mitarbeiter gewesen. Und auch 2019 kam einer davon immer noch auf mehr als 13 Millionen Euro. Die neuen Regeln für die Vergütung von Bankern sehen immerhin vor, dass Boni später ausgezahlt werden, im Extremfall zurückgefordert werden können. Außerdem müssen die Banken derlei Informationen seit einigen Jahren im Geschäftsbericht veröffentlichen.

Unter dem Strich aber bekommen viele Banker das Verlustjahr 2019 noch nicht zu spüren: Die 88 000 Mitarbeiter erhalten für 2019 Boni von insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Das sind 22 Prozent weniger als für 2018. Auch der Vorstand bekam für 2019 einen Bonus von 13,3 Millionen Euro. Mit fünf Millionen Euro verdiente Sewing am meisten im Vergleich zu den Vorstandskollegen. Für 2018 hatten das Gremium fast doppelt so viel bekommen. Jedoch hat die Bank im Zuge ihres Umbaus bereits viele üblicherweise hochbezahlte Investmentbanker vor die Tür gesetzt.

Nicht minder generös fielen die Abfindungen für die drei Vorstände Garth Ritchie, Sylvie Matherat und Frank Strauß aus, welche die Bank im Juli 2019 vor Vertragsende verlassen haben. War im Sommer noch die Rede davon gewesen, die Bank werde den drei Vorständen Abfindungen von insgesamt rund 26 Millionen Euro zahlen, kassieren die drei Ex-Manager in der Summe nun sogar enorme 29,4 Millionen Euro. Mit 11,3 Millionen Euro erhielt der frühere Investmentbankingvorstand Garth Ritchie am meisten, gefolgt von Compliance-Vorständin Sylvie Matherat (9,1 Millionen Euro) und dem früheren Postbank-Chef Frank Strauß (9,2 Millionen Euro). Letzterer hatte sein Amt wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Konzernchef Sewing aufgegeben. Im Sommer war noch nicht bekannt, dass Strauß auch eine Abfindung für seine Zeit bei der Privatkundentochter erhält. Die Französin Matherat, aber auch Garth Ritchie, hatten bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität keine gute Figur abgegeben, die Bank musste (oder wollte) beiden aber offenbar dennoch eine Abfindung zahlen.

Dass die Bank bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität bis heute erhebliche Schwächen aufweist, offenbart sich auch im Kleingedruckten des Geschäftsberichts. Demnach musste sich der Aufsichtsrat in seiner Sitzung im Dezember mit der "Abarbeitung von kritischen Feststellungen im Bereich zur Bekämpfung von Finanzkriminalität" beschäftigen. Ein Sprecher wollte sich mit Blick auf die Vertraulichkeit von Aufsichtsratssitzungen nicht näher dazu äußern; gemeint sein dürfte aber, dass die interne Revision ausgerechnet in diesem sensibeln Bereich erneut beachtliche Mängel gefunden hat.

Inwieweit die Corona-Krise die Geschäfte der Bank beeinflusst, könne der Vorstand derweil noch nicht abschätzen, hieß es am Freitag. Durch einen anhaltenden Abschwung in Folge der Pandemie könne die Bank aber in erheblicher Weise negativ beeinträchtigt werden. Für konkrete Prognosen sei es zu früh. Die Bank hält aber an ihrem Ziel fest, 2022 eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von acht Prozent im Konzern zu erreichen. Klar sei aber, dass die Risikovorsorge im Kreditgeschäft steigen werde. Auch der Druck auf die Erträge habe sich wegen der fallenden Zinsen erhöht.

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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