Banken:Deutsche-Bank-Vize von Rohr geht

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Karl von Rohr, hier auf der Hauptversammlung 2019, war mehr als 25 Jahre lang bei der Deutschen Bank. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Der langjährige Topmanager Karl von Rohr verlässt die Deutsche Bank - freiwillig, wie es heißt. Aber auch die Affäre bei der Fonds-Tochter DWS dürfte eine Rolle spielen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Er galt als Vertrauter von Vorstandschef Christian Sewing und war auch eines der Gesichter der Bank nach außen. Nun aber steht Karl von Rohr, 57, vor seinem Abschied von der Deutschen Bank. Seinen im Oktober auslaufenden Vertrag als Vize-Chef von Deutschlands größtem Geldhaus wolle er nicht verlängern, teilte die Bank am Dienstagabend mit. Zugleich werde er auch den Aufsichtsratsvorsitz der Fonds-Tochter DWS abgeben, den er seit 2018 innehat. Allerdings solle er noch einmal weitere fünf Jahre als Mitglied in dem Kontrollgremium sitzen, hieß es.

Von Rohr arbeitet seit mehr als 25 Jahren für die Bank und war 2015 in den Vorstand aufgestiegen. Zuletzt war er zuständig für das Privatkundengeschäft. Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts sagte, von Rohr habe "eine wesentliche Rolle dabei gespielt, die Deutsche Bank wieder als vertrauenswürdige und profitable Institution zu etablieren". Auch Sewing dankte seinem Vize ausgiebig für seine Arbeit. Wer auf ihn folgt, steht offenbar noch nicht fest.

Ganz so freiwillig aber geht der Manager wohl nicht - das war bereits im Herbst durchgesickert. Die Personalie gilt daher auch als erste Duftmarke von Wynaendts, der den Aufsichtsrat seit einem Jahr führt. Der Niederländer kann sich damit auch vom Führungsstil seines Vorgängers Paul Achleitner absetzen, unter dessen Ägide Managementfehler der Vorstände selten ernste Konsequenzen hatten. Wynaendts aber hatte von Rohr offenbar keine Verlängerung für dessen Vertrag angeboten, jedenfalls war das Insidern zufolge nie Thema im Aufsichtsrat. Eigentlich ist es üblich, dass über Verlängerungen spätestens sechs Monate vor dem Stichtag entschieden wird.

Von Rohr allerdings, so ist zu hören, war unter anderem der Umgang mit der Greenwashing-Affäre bei der Fonds-Tochter angelastet worden, die bereits DWS-Chef Asoka Wöhrmann das Amt gekostet hatte. Die frühere Nachhaltigkeitschefin der DWS, Desirée Fixler, hatte der Gesellschaft Anfang 2021 vorgeworfen, sich "grüner" darzustellen als sie ist. Seither ermitteln mehrere Behörden, darunter die Frankfurter Staatsanwaltschaft. Die Kritik an von Rohr entzündete sich dem Vernehmen nach nun unter anderem an der vorzeitigen Verlängerung von Wöhrmanns Vertrag im Frühjahr 2021. Da der dann im Mai 2022 formal freiwillig zurücktrat, kassiert er noch Gehalt und Abfindung, in der Summe 14 Millionen Euro.

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