Deutsche Bank:Britische Aufsicht unzufrieden

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Bei der Deutschen Bank haben sich der Vorstand, aber allen voran die gut 4200 Investmentbanker, wieder eine auskömmliche Vergütung gegönnt. (Foto: Boris Roessler/picture alliance/dpa)

Das Geldhaus hat weiter Defizite bei den Geldwäsche­kontrollen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die britischen Finanzaufseher sind offenbar immer noch unzufrieden mit den Geldwäschekontrollen der Deutschen Bank. Einem Bericht der Financial Times (FT) zufolge verlangt die Bank of England nunmehr einen monatlichen Bericht, wie das Frankfurter Geldhaus seine Überprüfungen verbessern wolle. Bislang war ein vierteljährlicher Informationsaustausch vorgesehen. Nach SZ-Informationen sind die Briten unter anderem unzufrieden mit der Überprüfung der Kundenakten, dem "Know-Your-Customer"-Prozess (KYC). Die FT berichtet zudem von einer IT-Panne: Demnach habe die Bank Transaktionsdaten von 500 Kunden aus Versehen an Amazon, einem ihrer größten Firmenkunden, gesendet.

Banken sind dazu verpflichtet, zahlreiche Informationen ihrer Kunden zu dokumentieren. Nur so können sie ansatzweise verhindern, dass ihre Konten für Geldwäsche oder Terrorfinanzierung missbraucht werden. Die deutsche Finanzaufsicht hatte der Deutschen Bank Ende 2018 einen Sonderbeauftragten zur Geldwäschebekämpfung ins Haus geschickt. Im Auftrag der Bafin überwachen seither Wirtschaftsprüfer von KPMG, welche Fortschritte das Institut macht. Die britischen Aufseher haben die Bank bereits seit 2015 im Blick, als herausgekommen war, dass Kunden der Deutschen Bank mit Hilfe von Aktienspiegelgeschäften jahrelang Schwarzgeld von Moskau nach London transferiert hatten.

Damit so etwas nicht wieder vorkommt, muss das Geldhaus nun regelmäßig Kundenakten überprüfen. So sollte das Institut bis Sommer 2019 etwa 20 000 Akten von besonders riskanten Kunden im Investmentbanking aktualisieren. Dies ist Kernstück des Aufgabenheftes, das die Bafin der Bank vorgegeben hatte. Bis Juni 2020 muss das Institut weitere 40 000 Kundenakten überprüfen, welche aus Sicht der Geldwäschebekämpfung mittleres Risiko aufweisen. Für weitere 90 000 mit geringem Risiko hat sie bis Sommer 2021 Zeit.

Dem Vernehmen nach gelang es der Bank bis Sommer 2019 bei Tausenden Kunden nicht, rechtzeitig nötige Daten zu beschaffen, weswegen sie sich von ihnen trennen musste. Auch für Kunden mit mittlerem Risiko hängt die Bank hinterher. Nach SZ-Informationen rechnet man mit einer Lücke von bis zu 15 000 Akten, falls die Bank Kapazitätsprobleme nicht lösen kann. Außerdem hat das Geldhaus mit etwa 30 Kunden Geschäft gemacht, die "unter Quarantäne" standen, weil deren Kundenakten nicht vollständig waren. Ein Sprecher sagte, die Bank habe ihre wichtigsten Verpflichtungen zur Verbesserung der KYC-Kontrollen erfüllt. Zu den Quarantäne-Verletzungen hieß es: Sollten solche Verletzungen auffallen, würden diese umgehend abgestellt, alle nötigen Maßnahmen ergriffen sowie der Regulator darüber informiert.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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