Deutsche Bank:Ackermanns steiniger Weg in den Aufsichtsrat

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"Es scheint ihm egal zu sein, dass der Glaube an die Unabhängigkeit der Bankenkontrolle beschädigt wird": Josef Ackermann, der Vorstandschef der Deutschen Bank, sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt, weil er sich 2012 an die Spitze des Aufsichtsrates wählen lassen will - ein direkter Wechsel, den das Aktienrecht nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Der geplante Wechsel von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an die Spitze des Aufsichtsrats sorgt weiter für heftige Debatten. "Die Diskussionen über Ackermanns direkten Wechsel an die Aufsichtsratsspitze werden der Bank noch viele negative Schlagzeilen bescheren - zum Schaden der Belegschaft", sagte Uwe Foullong, im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi für Banken zuständig, der Wirtschaftswoche.

Deeutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann will sich 2012 an die Spitze des Aufsichtsrates wählen lassen - trotz aller Kritik. (Foto: dapd)

Foullong fügte hinzu: "Anders als in den Medien dargestellt, war es nicht die Mehrzahl der Arbeitnehmervertreter, die Ackermann als Aufsichtsratschef für die Deutsche Bank ins Spiel gebracht hat." Stattdessen habe die Arbeitnehmerseite das Vorgehen der Anteilseigner kritisiert, denn die Bank verpasse damit eine Chance, ein Vorbild für gute Unternehmensführung abzugeben.

Nachdem bekannt geworden war, dass Ackermann 2012 auf den Chefposten im Aufsichtsrat wechseln will, waren die kritischen Stimmen immer lauter geworden. Das Aktiengesetz erlaubt nur in Ausnahmefällen diesen unmittelbaren Übergang: wenn nämlich mindestens 25 Prozent der Anteilseigner zustimmen. Nach langem Gezerre hatte das Kontrollgremium dafür vor einer Woche den Weg frei gemacht. Der Schweizer Manager soll nach der Hauptversammlung im kommenden Mai an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln.

Manuel Theisen, Betriebswirtschafts-Professor an der Universität München und Herausgeber der Zeitschrift Der Aufsichtsrat, fürchtet laut Wirtschaftswoche einen Flächenbrand. "Die Deutsche Bank weiß ganz genau, welche Signalwirkung ihr Verhalten in puncto Corporate Governance hat", sagte er. "Dass die Deutsche Bank diese Ausnahme nun einfach zur Regel erklärt, bedeutet nichts anderes, als dass Ackermann das Gesetz verbiegt und missbraucht. Es scheint ihm völlig egal zu sein, dass dabei massiv der Glaube an die Unabhängigkeit der Bankenkontrolle beschädigt wird." Auch in der Politik waren die Wechselpläne auf Kritik gestoßen.

© SZ vom 01.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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