Deutsche Bank:Ab an die Börse

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Die Deutsche Bank hat mehrere Optionen, um ihr Geschäft zu stabilisieren. Die Aktionäre machen Druck. Ein Teilverkauf der Vermögensverwaltung scheint immer wahrscheinlicher zu werden.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Eines kann man Deutsche-Bank-Chef John Cryan nicht vorwerfen: Dass er und seine Leute nicht beständig prüfen würden, wie sie die Strategie von Deutschlands Krisenbank Nummer eins anpassen könnten, damit sie wieder stabile Gewinne erwirtschaftet. Will man das Investmentbanking verkleinern, die Tochter Postbank verkaufen oder sich weiter aus den USA zurückziehen? Seit Monaten werden alle Optionen abgewogen, entscheiden konnte man sich bislang nicht. Viele Großaktionäre jedoch drängen darauf, dass Cryan seine Pläne noch einmal anpasst.

Nun schält sich zumindest eine Maßnahme, über welche die Bank bereits seit vergangenem Jahr nachdenkt, als immer wahrscheinlicher heraus: So könnte das Geldhaus Insidern zufolge einen Minderheitsanteil der Vermögensverwaltung an die Börse bringen. Die Sparte namens Deutsche Asset Management verwaltet für Kunden 715 Milliarden Euro und gilt trotz hoher Abflüsse von Kundengeldern als Perle des Konzerns. Bei einem Verkauf würde die Bank wohl einen Buchgewinn erzielen, mit dem sie ihr dünnes Eigenkapitalpolster etwas aufbessern könnte. Eine Entscheidung sei zwar noch nicht gefallen, ein Verkauf von rund 25 Prozent jedoch gut denkbar, hieß es aus der Bank. Offiziell wollte sich das Geldhaus nicht äußern.

Wie fast alle anderen Optionen, die Cryan derzeit abwägen muss, bringt aber auch diese eine Reihe von Nachteilen mit sich: So würde das Institut auf einen Teil der eher risikoarmen Erträge verzichten, die zudem in einem Wachstumsmarkt erwirtschaftet werden. Abgesehen von dem einmaligen Effekt durch den einbehaltenen Buchgewinn würde außerdem die Kapitalquote des Konzerns nicht steigen, zumindest solange die Bank Mehrheitseigner ist. Nur bei einem Verkauf der Mehrheit müsste die Mutter kein Kapital mehr vorhalten.

Womöglich geht es Cryan daher um etwas ganz anderes: Wie aus der Bank zu hören ist, haben die Mitarbeiter der profitablen Vermögensverwaltung besonders verärgert auf den gerade ausgerufenen Bonus-Stopp reagiert. Ein Börsengang könnte daher helfen, Mitarbeiter zu halten, etwa indem diese auf absehbare Zeit Aktien der neuen Tochter erhielten. Für 2016 mussten die außertariflich bezahlten Mitarbeiter zwar ausnahmsweise auf Boni verzichten; bereits für 2017 aber hat Cryan wieder die gewohnte Sonderausschüttung versprochen.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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