Deutsche Bahn:Ein Problem weniger

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Die Güterverkehrs-Sparte der Bahn ist seit Jahren in der Krise. (Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Konzern und Betriebsräte einigen sich auf den Abbau von 2000 Jobs in der Güterverkehrs-Sparte.

Von Markus Balser, Berlin

Der Streit schien kaum noch zu schlichten, das Erbe für den nächsten Bahnchef besonders heikel zu sein: Erst Mitte vergangene Woche ließen Betriebsräte der Bahn eine vom Management für sicher gehalten Einigung im Streit um die Sanierung der Güterbahn platzen. Ein massiver Stellenabbau sollte die angeschlagene Sparte eigentlich retten. Doch die Arbeitnehmer widersetzten sich in letzter Minute. Das Konzept fiel durch. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sowie die Betriebsräte warfen dem Bahn-Management vor, jegliche vertrauensvolle Basis zerstört zu haben. Aus Bahnkreisen verlautete danach, die Zukunft der Sparte stehe auf dem Spiel.

Am Montagabend erreichte die 18 000 Mitarbeiter der Bahn-Tochter Cargo dann plötzlich per E-Mail ein erstaunlicher Brief. DB-Cargo-Chef Jürgen Wilder, Personalchefin Ursula Bienert, Gesamtbetriebsratschef Jörg Hensel und dessen Vize Erika Albers ließen die Belegschaft gemeinsam wissen, dass eine Lösung überraschenderweise nun doch gefunden sei. Der Nachfolger des gerade zurückgetretenen Bahn-Chefs Rüdiger Grube, startet damit mit einem Problem weniger. Die Betriebsräte rangen der Bahn allerdings weitere Zugeständnisse ab. So wird der geplante Personalabbau deutlich gestreckt. Unternehmenskreisen zufolge sollen in den kommenden Jahren nur noch etwa 2000 der derzeit noch etwa 18 000 Stellen wegfallen. Ursprünglich sollten es bis zu 3000 sein. Gestrichen werden sollen die Stellen aber über die kommenden Jahre bis 2021 und jeweils erst dann, wenn der Umbau vorangeschritten ist und neue Organisationen und Prozesse installiert sind. Im Gegenzug habe der Konzernbetriebsrat zugestimmt, die Gütersparte neu aufzustellen, heißt es. So soll künftig eine Mannschaft, die auf verschiedene Standorte verteilt ist, einen Zug vom Start bis zum Ziel verantworten. Dieses Konzept solle die Pünktlichkeit und Qualität deutlich verbessern. Bisher werden die Züge unterwegs in sogenannten Produktionszentren an neue Teams übergeben.

Betriebsbedingte Kündigungen sind bei der Bahn ausgeschlossen. Arbeitnehmer können aber auf einen anderen Arbeitsplatz im Konzern versetzt werden. Diese Drohung hatte viel Aufsehen erregt. Der Betriebsrat setzte nun durch, dass dies bis 2019 nur mit Einverständnis des Arbeitnehmers passiert.

Die Güterbahn ist seit Jahren in der Krise. Obwohl das Volumen der transportierten Güter in Deutschland drastisch steigt, profitiert die Bahn nicht davon. Dabei hat die Politik das Ziel ausgegeben, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Der Güterverkehr hatte 2015 maßgeblich dazu beigetragen, dass der Konzern insgesamt einen Milliardenverlust schrieb.

Schon beschlossen ist, dass 200 kleinere Güterbahnhöfe in Deutschland geschlossen werden. Gewerkschaft und Betriebsrat hatten der Geschäftsführung zuletzt vorgeworfen, sie habe kein Konzept, um die Sparte wieder auszubauen.

Jetzt heißt es im Mitarbeiterbrief: Ziel sei es auch, "den Volumenrückgang der vergangenen Jahre zu stoppen, wirtschaftliche Wachstumspotenziale zu identifizieren und zusätzlichen Umsatz- und Ergebnisbeitrag zu generieren." Was das heißt, scheint allerdings offen zu sein. Details sollen folgen - "zeitnah".

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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