Demonstrationen in Iran:Angstreaktion bei Knauf

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Der deutsche Baustoffhersteller Knauf soll seinen Mitarbeitern in Iran verboten haben, an politischen Demonstrationen teilzunehmen. Sogar der Job sei dann in Gefahr.

Der Brief an die Mitarbeiter, den das Wall Steet Journal (WSJ)zitiert, ist kurz, aber deutlich: Wer an einer Demonstration gegen die iranische Regierung teilnimmt, wird entlassen - sofort. Knauf Gips, ein Unternehmen mit 22.000 Mitarbeitern weltweit, beuge sich damit dem Druck der iranischen Regierung, berichtet die US-Wirtschaftszeitung.

Demonstrieren verboten: Knauf Gips droht seinen Mitarbeitern in Iran mit Kündigung, sollten sie gegen die dortige Regierung auf die Straße gehen. Diese Order hatte die iranische Regierung angeblich zur Bedingung gemacht, einen Angestellten der Firma wieder freizulassen. Der Manager wurde bei einer Demonstration verhaftet. (Foto: Foto: Reuters)

Irans Bedingung: ein Brief

Der Auslöser: Ein Manager der bayerischen Firma, die vor allem im Trockenbau tätig ist, sei bei einer Freitagsdemonstration festgenommen worden. Ein Brief an die Kollegen im Land sei Bedingung gewesen für die Freilassung des Mitarbeiters, so das Blatt mit Verweis auf der Firma nahestehende Personen.

Nach Informationen der Zeitung handelt es sich bei dem Manager um den Leiter der iranischen Knauf-Niederlassung. Der 34-Jährige besitze die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft. Er sei vier Tage nach der Zusage des Unternehmens, eine entsprechende Order an die Angestellten zu verfassen, freigelassen worden. Ihm drohe jedoch noch ein Gerichtsverfahren.

Den Brief hat das Wall Street Journal online publiziert. Das Dokument ist von Isabel Knauf, Mitglied der Gründungsfamilie und zuständig für die Aufträge in Iran, unterschrieben. Es ging laut WSJ an die mehreren hundert Angestellten in Iran.

"Strikt unpolitisches Unternehmen"

Sie betont darin, dass Knauf ein "strikt unpolitisches" Unternehmen sei. Die Mitarbeiter sollten bedenken, dass sie nicht nur ihre private Meinung vertreten, wenn sie politisch aktiv sind, sondern dass ihre Aktionen auch negativ auf Knauf zurückfallen könnten. Das Unternehmen war auf Anfrage von sueddeutsche.de zu keiner Stellungnahme bereit.

Ein Sprecher des Außenministeriums sagte zu sueddeutsche.de, die deutsche Regierung würde es nicht begrüßen, wenn deutsche Firmen ihren Mitarbeitern die Teilnahme an Demonstrationen in Iran verböten. Es lägen jedoch noch keine Erkenntnisse zu dem Fall vor. Außerdem werde die vermeintliche politische Einflussnahme des Irans untersucht: "Wir nehmen die Hinweise ernst und gehen dem nach."

Deutschland ist Irans drittgrößter Handelspartner - nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und China.

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