Debatte über Charles' Einkommen:Steuersparmodell Prinz

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"Die privaten steuerlichen Angelegenheiten des Prince of Wales sind in der Regel nicht öffentlich." Privatsekretär William Nye für Prinz Charles (im Bild) (Foto: Getty Images)

Derart scharfe Kritik an den Royals ist sehr, sehr selten im Vereinigten Königreich: Prinz Charles pocht auf die steuerliche Sonderstellung seines Herzogtums Cornwall - und wird dafür scharf angegriffen. Seine Kritiker sagen, dass es sich bei dem Anwesen mit Supermarkt, Hotel und Cricketstadion schon um ein Unternehmen handelt.

Von Christian Zaschke, London

Die Herzogin von Cornwall benutzte den einfachsten aller Tricks, um von der Steueraffäre ihres Mannes abzulenken: Camilla sprach über die anstehende Geburt des Kindes von Prinz Charles' Sohn William und dessen Ehefrau Kate. Sie erwarte, dass das Kind noch in dieser Woche zur Welt komme.

Der Trick funktionierte nur leidlich gut. Zwar ist das Medieninteresse um die anstehende Geburt im Königshaus gewaltig, doch die Steuerangelegenheiten des britischen Thronfolgers interessieren dennoch. Konkret geht es um die Frage, ob Charles für das profitable Herzogtum Cornwall nicht Unternehmen- und Kapitalertragsteuer zahlen müsste. Charles zieht es vor, das nicht zu tun.

Das Herzogtum samt Titel fällt stets an den jeweils ältesten Sohn des regierenden Monarchen. So kam Charles in den Besitz des Herzogtums, zu dem Immobilien und Ländereien gehören sowie unter anderem ein Supermarkt und ein Hotel, zudem ein Cricketstadion und allerlei landwirtschaftliche Betriebe. Der Besitz liegt nur zu einem Teil in Cornwall; ungefähr die Hälfte liegt im benachbarten Devon, der Rest ist auf mehr als 20 Grafschaften verteilt. Der Wert des Herzogtums wird derzeit mit 847 Millionen Pfund beziffert, rund 980 Millionen Euro.

Da das Herzogtum zum Besitz der Krone gehört, ist es nicht steuerpflichtig. Charles zahlt seit 1993 freiwillig Einkommensteuer. Zuletzt beliefen sich die Einnahmen auf 19 Millionen Pfund; Charles' Steuerberater machten allerdings mehr als zehn Millionen Pfund an Ausgaben geltend - der Rest wurde versteuert. Von dem Geld bestreitet Charles seinen Lebensunterhalt, er kommt zudem für die meisten Ausgaben seiner Söhne William und Harry auf. Außerdem unterstützt er Stiftungen und spendet für wohltätige Zwecke.

Amazon, Google, Starbucks als Auslöser

In den vergangenen Wochen ist die steuerliche Sonderstellung des Herzogtums jedoch in den Fokus der britischen Parlamentarier geraten. Nachdem bekannt geworden war, dass internationale Großkonzerne wie Amazon, Google oder Starbucks kaum Steuern im Vereinigten Königreich zahlen, ist der parlamentarische Ausschuss für öffentliche Finanzen sehr aktiv geworden. Das Thema Steuervermeidung hat für große Empörung in Großbritannien gesorgt. Es gab viel Zustimmung, als die Ausschussvorsitzende Margaret Hodge jüngst Googles Nordeuropa-Chef Matt Brittin vorlud und in scharfem Ton kritisierte.

Vor ebenjenem Ausschuss mussten in dieser Woche hochrangige Angestellte des Prinzen erscheinen, und es war ihnen anzusehen, dass sie Erfahrungen dieser Art nicht gewöhnt sind. William Nye, der Erste Privatsekretär von Prinz Charles, wurde von den Parlamentariern wiederholt in scharfem Ton befragt. Warum, wollten die Abgeordneten wissen, werde das Herzogtum steuerlich nicht wie ein Unternehmen behandelt, wenn es ganz offenkundig ein Unternehmen sei?

Privatsekretär Nye wandte ein, es handele sich um eine Anhäufung von Besitz, der nun mal dem Herzog von Cornwall gehöre - also Charles. Dass es ein großer Besitz sei, mache ihn noch nicht zu einem Unternehmen. Der Labour-Abgeordnete Austin Mitchell sagte daraufhin: "Sie spielen sich das aus steuerlichen Gründen so hin. Sie sagen, es sei kein Unternehmen - aber es ist eins."

Derart scharfe Kritik an den Royals oder ihren Angestellten ist sehr, sehr selten im Königreich. Der Ausschuss hat jetzt vorgeschlagen, Charles solle offenlegen, worin genau seine abzugsfähigen Ausgaben in Höhe von zehn Millionen Pfund bestünden. William Nye sagte vorsichtig, das sei Charles' Privatsache. Die Ausschussvorsitzende Hodge warnte: "Es wäre auch gut für den Ruf des Prinzen, wenn wir einen genaueren Begriff davon hätten, wie er seine Ausgaben berechnet."

© SZ vom 17.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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