Dax-Unternehmen:Dax-Bosse verabschieden sich vom "Managersprech"

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Telekom-Chef Timotheus Höttges ist unter den 30 Dax-Chefs Spitzenreiter im Verständlichkeits-Ranking. (Foto: dpa)

Was sollen bitte "Sondereinflüsse im Life-Science-Geschäft" sein? Deutschlands Firmenchefs verzichten zum Glück immer häufiger auf solche Phrasen. Schlimme Gegenbeispiele gibt es aber immer noch.

Von Jan Schmidbauer

Der Manager als solcher ist nicht in Gänze erforscht. Keine Studie hat sich bislang zum Beispiel damit befasst, welche Wirkung der Dampf von warmen Bockwürsten auf die Sprache erfolgreicher Unternehmenslenker hat. Lange konnte man zumindest davon ausgehen, dass es da irgendeinen Zusammenhang geben muss.

Immer dann, wenn die Aktionäre auf der Hauptversammlung die obligatorischen Gratis-Würste verdrückten, begingen die Manager Verbrechen gegen die deutsche Sprache. Auf der Bühne redeten sie dann etwa von "Sondereinflüssen im Life-Science-Geschäft" oder stellten "qualifizierte Mehrheiten" in Aussicht. Worthülsen, die nicht nur für erfolgshungrige Aktionäre schwer zu verdauen sind.

Software analysiert Fremdwortanteil und Bandwurmsätze

Anscheinend haben Deutschlands Manager aber nicht nur "eine gute Performance", sondern auch "eine steile Lernkurve". Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Universität Hohenheim. Die Forscher haben sich die Hauptversammlungs-Reden der 30 Dax-Chefs genau angeschaut. Und sie kommen zu einem erfreulichen Ergebnis: Deutschlands Bosse sind immer leichter zu verstehen. Bereits zum fünften Mal in Folge habe sich die "formale Verständlichkeit" verbessert, schreiben die Autoren der Studie.

Der "absolute Outperformer", um es noch mal im guten alten Managerdeutsch zu sagen, war erneut Telekom-Chef Timotheus Höttges. Er erreichte 19,8 von 20 möglichen Punkten auf dem sogenannten "Hohenheimer-Verständlichkeits-Index". Der Telekom-Chef schaffte damit den höchsten Wert, den die Forscher bislang gemessen haben. Auch Fresenius-Chef Stephan Sturm formulierte präzise. Mit 19,1 Punkten landet er auf Platz zwei, knapp vor Post-Chef Frank Appel, der auf 18,9 Punkte kommt.

Aber nicht nur das Klartext-Trio an der Spitze beweist, dass Manager es mit einfachen Sätzen weit bringen können. Auch insgesamt waren die Dax-Vorstände im Jahr 2016 besser zu verstehen. Mit durchschnittlich 14,4 Punkten fiel das Ergebnis zwar nur minimal besser aus als im Vorjahr (+ 0,1 Punkte). Als die Hohenheimer Forscher sich im Jahr 2012 erstmals mit den Reden der Dax-Chefs befassten, erreichten diese aber gerade einmal 9,8 Punkte.

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Die Forscher nutzen eine Software, die den Anteil von Fremdwörtern, Bandwurmsätzen und Passiv-Konstruktionen in den Reden auswertet. Die positive Entwicklung sollte man nicht als Randnotiz abtun. Dass Manager verständlicher formulieren, ist ein echter Fortschritt. Nicht jeder Aktionär eines Autokonzerns weiß etwa, was ein "Modularer Querbaukasten" ist. Für den Wert der Aktie kann eine Information darüber aber von entscheidender Bedeutung sein. Und auch aus Sicht der Manager habe die einfache Sprache einen Vorteil, argumentieren die Forscher. "Formal verständliche Botschaften werden von den Zuhörern besser verstanden und erinnert", sagt Studienleiter Frank Brettschneider. "Und verständliche Botschaften genießen mehr Vertrauen als unverständliche."

Linde-Chef Belloni schnitt am schlechtesten ab

Potenzial für Verbesserungen gebe es trotzdem noch. Lange Sätze, komplizierte Fachwörter, Passiv-Konstruktionen: Das alles sollten Konzernchefs lieber vermeiden. Gerade Managern, die neu auf dem Chefposten sind, fällt das schwerer als erfahrenen Bossen. Unter den fünf letztplatzierten Managern sind vier Neulinge.

Am schlechtesten schnitt Linde-Chef Aldo Belloni ab. Vor allem wegen seiner langen Sätze (durchschnittlich 17,8 Wörter) reichte es nur für 5,9 Punkte auf dem Verständlichkeits-Index. Ein schönes Beispiel lieferten die Forscher auch gleich mit:

"Sie werden ausführliche schriftliche Unterlagen erhalten, in denen insbesondere die geplante Transaktion, der Fusionspartner Praxair, die Unternehmensführung der neuen Holdinggesellschaft, die Angemessenheit des Umtauschverhältnisses, die erforderlichen Genehmigungen, die finanziellen, bilanziellen und steuerlichen Auswirkungen der Transaktion sowie deren technische Abwicklung im Detail beschrieben werden", sagte Belloni. Noch Fragen?

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