Dax-Konzerne in der Kritik:Aufsichtsrat fordert Obergrenze für Manager-Gehälter

Lesezeit: 2 min

Gegen Vorstandsgehälter in Millionenhöhe regt sich Widerstand: Jetzt kritisieren auch Top-Manager ihre Kollegen. In einem Brief an die Dax-Unternehmen fordern sie Obergrenzen für die Bezüge. Eine gesetzliche Regelung wollen aber auch sie unbedingt verhindern.

Manager, die Millionen kassieren - dagegen protestieren Politiker, Bürger und Aktionäre. Jetzt kritisieren auch hochrangingige Manager ihre Kollegen und empfehlen Obergrenzen für Gehälter.

Der Aufsichtsratschef der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, und der ehemalige Daimler-Finanzchef, Manfred Gentz, haben den Aufsichtsratschefs der 30 Dax-Konzerne einen Brief geschrieben, wie das Handelsblatt berichtet. Müller und Gentz sind auch Mitglied in der "Kommission für gute Unternehmensführung", Müller sitzt ihr vor.

"Wir regen an, zu überlegen, dass in die Vergütungssysteme Obergrenzen integriert werden, wobei Höhe und Angemessenheit natürlich im Ermessen der Aufsichtsräte liegen müssen", zitiert die Zeitung aus dem Schreiben. Gerade marktwirtschaftliche Systeme bedürften der Akzeptanz der Gesellschaft.

Im Brief warnen sie aber auch vor drohenden Eingriffen der Politik und einer gesetzlichen Regulierung der Managergehälter. Müller und Gentz schreiben, sie verstünden sich "weder als Instrument der Politik", noch handelten sie "in vorauseilendem Gehorsam". Es sei aber zu befürchten, "dass ansonsten Politiker schon aus populistischem Impuls an gesetzgeberische Maßnahmen denken".

Viele Unternehmen hatten in den vergangenen Wochen ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2011 veröffentlicht, in denen auch die Vergütungen für die Vorstände dokumentiert sind. Demnach sind die Gehälter der Topmanager massiv gestiegen. VW-Chef Martin Winterkorn erhielt für 2011 insgesamt 18,3 Millionen Euro, Siemens-Chef Peter Löscher 8,7 Millionen Euro.

SPD-Fraktionsvize greift Vorstände scharf an

Gewerkschaftsfunktionäre hätten das zum Teil zweistellige Plus der Bezüge kritisiert. Zum Vergleich: Die Gehälter und Löhne normaler Arbeitnehmer seien 2011 im Schnitt nur um 3,3 Prozent gestiegen.

SPD-Bundestagsfraktionsvize Joachim Poß hat bereits angekündigt, das Thema Managervergütungen aufgreifen zu wollen. Die Sozialdemokraten wollten sich "für eine Begrenzung der Managergehälter einsetzen", sagte Poß der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Dabei gehe es nicht nur um Boni und Gehälter, sondern auch um die üppige Altersversorgung für die Vorstände, die zuletzt für massive Kritik gesorgt hatte.

Allein die 30 Dax-Konzerne sollen knapp 640 Millionen Euro für ihre Chefs zurückgelegt haben. Manche Vorstände können bereits mit 55 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen. Der SPD-Politiker griff deshalb die Vorstandsvorsitzenden von Daimler, VW und RWE scharf an: "Die einzigen, die in Deutschland in einer sozialen Hängematte liegen, sind Spitzenmanager wie Zetsche, Winterkorn und Großmann", sagte der Fraktionsvize.

Der Streit über zu hohe Vorstandsvergütungen wird dezeit nicht nur in Deutschland geführt, auch international regt sich Widerstand gegen exorbitante und nicht durch den Unternehmenserfolg gerechtfertigte Vergütungen. So haben die Aktionäre der US-Großbank Citigroup erst in der verganenen Woche den Vergütungsplan für die Vorstände abgelehnt. Und die britische Barclays-Bank will die Bezüge ihres Chefs Bon Diamond stärker an die Erfüllung bestimmter Renditeziele koppeln.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: