US-Großbank Citigroup:Aufruhr in der Bankenwelt

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Exorbitante Gehälter, üppige Bonuszahlungen, schwacher Aktienkurs - die Anteilseigner der Citigroup sind mit ihrer Geduld am Ende: Sie haben dem Vergütungsplan für die Vorstände der Bank die Zustimmung verweigert. Zwar ist das Institut offiziell nicht an den Beschluss gebunden, doch allein schon der Vorgang ist fast einmalig.

Wall-Street-Manager, die trotz Wirtschaftskrise exorbitante Gehälter und Boni einstreichen, während ihre Institute mit Steuergeldern gerettet werden müssen - bislang spielte sich der Protest darüber vor allem auf der Straße ab, draußen vor den Banken und Investmentfirmen, wo die Occupy-Bewegung in den vergangenen Monaten demonstriert und ihre Camps aufgeschlagen hatte.

Im direkten Umfeld der Banken gab es bislang nur vereinzelten Protest an dem Geschäftsgebaren der Finanzbranche. Etwa als ein Angestellter der Bank Goldman Sachs sein Kündigungsschreiben in der New York Times veröffentlichte und dabei die Raff-Kultur seines ehemaligen Arbeitgebers anprangerte. Oder als der Chef der britischen Barclays Bank in der Kritik stand, weil sein Arbeitgeber ihm mit einer Extra-Zahlung bei der Begleichung von Steuerschulden half.

Doch offenen Widerstand auf einer US-Aktionärsversammlung - das gab es bisher kaum. Jetzt haben die Anteilseigner der Großbank Citigroup auf der Jahreshauptversammlung die Auszahlung von Millionen-Boni an Vorstandschef Vikram Pandit und vier weitere Top-Manager verweigert.

"Der Vorstand nimmt das Abstimmungsergebnis sehr ernst"

55 Prozent der Aktionäre lehnten das Vergütungspaket für das Top-Management ab. Allein Vorstandschef Pandit, der sich im Jahr 2010 wegen Finanznöten der Bank noch mit einem symbolischen Gehalt von einem Dollar begnügt hatte, will für das vergangene Jahr 15 Millionen Dollar (11,5 Millionen Euro) kassieren.

Zwar ist die Abstimmung nicht bindend, verpflichtet die Bank also nicht, Anpassungen vorzunehmen. Dennoch: Die Aktionäre senden mit der Ablehnung des Vergütungsplans ein starkes Signal gegen die hohen Managergehälter aus. Umso mehr, als die Citigroup-Aktie seit Sommer unter der Marke von 40 Dollar dümpelt. Vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 lag ihr Wert noch bei 500 Dollar. Andere US-Banken haben sich deutlich besser von den Folgen der Krise erholt und zahlen auch wieder Dividenden - im Gegensatz zur Citigroup.

Die Aktionäre blockierten daher auch die Bonuszahlung von 7,2 Millionen Dollar an Finanzvorstand John Gerspach und ähnlich hohe Sonderleistungen für weitere Top-Manager der Bank.

"Der Vorstand der Bank nimmt das Abstimmungsergebnis sehr ernst und wird Vertreter der Aktionäre danach fragen, was ihnen Sorgen bereitet", heißt es in einer Erklärung der Citigroup. Die Bank hatte erst an diesem Montag einen Gewinnrückgang von zwei Prozent im ersten Quartal auf 2,9 Milliarden Dollar bekanntgegeben.

Dieses Ergebnis war zwar besser als von Analysten erwartet und der Kurs stieg um fast vier Prozent. Besänftigt hat das die Aktionäre aber nicht.

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