Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht, sagt ein Sprichwort. Das gilt auch, wenn sich Verfehlungen häufen, wie im Fall von Lidl. So gesehen hat der Discounter nun ein sehr ernstes Glaubwürdigkeitsproblem. Einen Datenschutzskandal könnte man noch - wenn auch nur mit viel Wohlwollen - unter Schludrigkeit, gepaart mit fehlendem Rechtsempfinden verbuchen. Folgt kurz darauf der zweite, sieht die Sache anders aus.
Da hilft es nichts, wenn die verantwortlichen Manager den Kopf einziehen und darauf warten, dass sich der Rauch verzieht, für den sie selbst das Feuer gelegt haben. Zumindest das hat diesmal nicht funktioniert. Lidl hat reagiert und seinen Deutschland-Chef gefeuert. Doch sein Nachfolger kommt aus den eigenen Reihen und ist somit nicht gerade ein Garant dafür, dass sich am menschenverachtenden System Lidl etwas ändern wird.
Will der Discounter seinen lädierten Ruf wiederherstellen, müssen andere Taten folgen. Denn es hat sich für das Unternehmen nicht bewährt, Führungskräfte vor allem im eigenen Haus zu rekrutieren. Systemfehler konnten sich so über die Jahre manifestieren und sind nun schwer aus den Köpfen zu bekommen. Ein engagierter Datenschützer allein wird dies kaum ändern können. Für einen Neuanfang sollte Lidl Führungskräfte von außen holen, die Veränderungen und harte Einschnitte durchsetzen können. Nur so kann die Transparenz hergestellt werden, die Lidl fehlt.