Lidl:Datenklau am Arbeitsplatz

Skandal bei Lidl: Datenmissbrauch ist keine lässliche Sünde, in einer digital hochgerüsteten Gesellschaft wird Persönliches ohnehin allzu schnell öffentlich.

A. Borchardt

Bahn, Telekom, Airbus und nun wieder einmal Lidl. Die Zahl der Fälle, in denen Firmen leichtfertig oder sogar kriminell mit den persönlichen Daten ihrer Mitarbeiter umgegangen sind, häufen sich derart, dass sich viele Menschen mit Blick auf den eigenen Arbeitgeber fragen: Tut der das auch? Schließlich möchte niemand irgendwann einmal in irgendeiner Akte oder gar einem Internet-Profil über sich lesen, dass er einen Psychotherapeuten aufgesucht oder versucht hat, mit Hilfe künstlicher Befruchtung schwanger zu werden. Solche Details hatte Lidl über seine Mitarbeiter notieren lassen, bevor der Konzern im vergangenen Jahr unter großem öffentlichen Druck ein neues Datenschutzkonzept entwickelt hat.

Steht abermals in der Kritik: der Discounter Lidl. (Foto: Foto: dpa)

Man könnte wohlwollend sein und den Firmen unterstellen, dass sie mit der Datensammelei nicht nur dunkle Absichten verfolgen. Schließlich geht es ihnen meistens darum, Korruption und Diebstähle zu verhindern, Betriebsgeheimnisse zu schützen oder Mitarbeiter zu identifizieren, die dem Unternehmen in anderer Weise schaden. Dies ist legitim, zum Teil notwendig und auch eine Frage der Gerechtigkeit gegenüber jenen Beschäftigten, die sich ehrlich und loyal für ihren Arbeitgeber ins Zeug legen.

Dennoch muss jede Firma wissen: Datenmissbrauch ist keine lässliche Sünde. In einer technologisch und digital hochgerüsteten Gesellschaft wird Persönliches ohnehin allzu schnell öffentlich. Die Möglichkeiten, Daten zu speichern, zu verknüpfen und über das Internet in der ganzen Welt zu verbreiten, sind größer als jemals zuvor. Unternehmen müssen mit den Persönlichkeitsrechten ihrer Mitarbeiter deshalb sehr sorgsam umgehen. Sorgsamer als je zuvor.

© SZ vom 06.04.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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