Covestro:Gewinn halbiert

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Covestro-Zentrale in Leverkusen: Dass der Dax-Konzern seine Gewinnprognose nicht nach unten korrigierte, war für Anleger schon eine gute Nachricht. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Schärfere Konkurrenz und schwächere Weltwirtschaft bescheren dem Konzern einen kräftigen Einbruch.

Von Dieter Sürig, München

Als der Pharmakonzern Bayer 2015 seine Kunststoffsparte ausgliederte und an die Börse brachte, verordnete Bayer dem neuen Konstrukt einen Namen, der Programm sein sollte: Covestro. Ein Akronym der englischen Begriffe collaboration (Zusammenarbeit), invest (Investitionen) und strong (stark). Doch ein origineller Name hilft nicht viel, wenn die Rahmenbedingungen des Marktes so bleiben wie sie sind - recht volatil. 2019 scheint es bei Covestro nach zwei fetten Jahren einen großen Einbruch zu geben, wie das Unternehmen bereits Ende Februar prognostiziert hat. Gründe dafür sind neue Kapazitäten der Konkurrenz aus Europa und Asien, daraus resultierende sinkende Preise und eine etwas schwächere Weltwirtschaft.

Hatten die Leverkusener ihre Gewinnprognose im Sommer 2018 noch nach oben geschraubt, erwartete Covestro im Februar für das laufende Jahr einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von höchstens zwei Milliarden Euro - 2017 waren es 3,2 Milliarden Euro. Die Warnung geschah wohl auch unter dem Eindruck der ersten beiden Geschäftsmonate des Jahres, und am Montag musste Covestro für das erste Quartal tatsächlich einen deutlichen Gewinnrückgang verkünden.

Demnach ist das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um immerhin 58 Prozent auf 442 Millionen Euro gefallen. Unter dem Strich bleibt ein Quartalsgewinn von 179 Millionen Euro, was einem Minus von 72 Prozent binnen Jahresfrist entspricht. Auch der Umsatz ging in den ersten drei Monaten des Jahres zurück: um 16 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2019 bekräftigte Covestro seine Ziele von Ende Februar. "Das erste Quartal entsprach unserer Prognose und bestätigt unsere gedämpften Erwartungen für das Gesamtjahr", sagte Vorstandschef Markus Steilemann. Er geht auch weiterhin von einem nur noch bescheidenen Wachstum im Kerngeschäft aus - im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Finanzchef Thomas Toepfer sprach allerdings von einer "intakten Nachfrage". Für das zweite Quartal rechnet er mit einem Betriebsergebnis auf dem Niveau des ersten Jahresviertels. Für Analyst Markus Mayer von Baader Helvea ist dies eine negative Überraschung, da Covestro mehr zugetraut worden sei. Auch die Anleger waren enttäuscht: Covestro-Aktien schlossen mit 1,3 Prozent im Minus und gehörten zu den größten Verlierern im Dax. Für die Autoindustrie, die knapp 20 Prozent zum Umsatz von Covestro beisteuert, erwartet Toepfer 2019 eine Erholung, er hofft deshalb auf ein leichtes Wachstum. Covestro hatte bereits angekündigt, die jährlichen Kosten bis 2021 um 350 Millionen Euro zu senken. Dabei sollen auch weltweit 900 der knapp 17 0 000 Stellen abgebaut werden.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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