Concorde:Schneller als der Schall

Lesezeit: 2 min

Erstflug der Concorde am 2. März 1969. (Foto: ullstein bild - mirrorpix)

Vor 50 Jahren hob die "Concorde" zu ihrem Erstflug ab. Damit begann die Ära der zivilen Überschallflüge - die in einer Katastrophe endete. Doch der Traum lebt weiter.

Von Jens Flottau

Tausende hatten sich am 2. März 1969 an den Zaun des Flughafens von Toulouse gestellt, um bei dem historischen Ereignis dabei zu sein. Es gab eine Verspätung, weil der Morgennebel so zäh war. Aber dann, um 15.30 Uhr Ortszeit beschleunigte die Maschine mit den Piloten André Turcat und Jacques Guignard 22 Sekunden lang die Startbahn hinunter und hob ab: Der französisch-britische Überschalljet Concorde flog zum ersten Mal.

Der Tag vor fast genau 50 Jahren würde, so die damals gängige Meinung, den Anfang einer neuen Ära im Luftverkehr markieren - jene des zivilen Überschallflugs. Zwei Monate zuvor war schon die russische Tupolew Tu-144 geflogen und in den USA fanden die Bodentests für das GeneralElectric-Triebwerk statt, mit dem die Boeing 2707 ausgerüstet werden sollte.

Die Concorde flog mit mehr als doppelter Schallgeschwindigkeit und war ein technisches Wunderwerk. Piloten, die sie im Liniendienst fliegen durften, galten als Avantgarde ihres Berufsstandes. Die Reichen und Schönen flogen damit, vor allem auf den beiden Paradestrecken von Paris und London nach New York. Und doch war die Concorde ein riesiger Flop - wirtschaftlich gesehen. Nur 20 Maschinen wurden gebaut, 14 davon von 1976 an im Linienverkehr eingesetzt. Die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens versenkten Milliarden an Steuergeldern in das Prestigeobjekt. Die Concorde konnte zwei Probleme nicht lösen: Sie war zu laut und verbrauchte zu viel Treibstoff, war damit zu teuer im Betrieb. 16 Airlines hatten Optionen für 76 Maschinen unterzeichnet, übrig blieben nur Air France und British Airways. Die Boeing 2707 wurde nie gebaut, die Tupolew flog nur kurz im Liniendienst.

Tiefpunkt der Concorde-Geschichte war der 25. Juli 2000. Damals stürzte die Air-France-Maschine mit der Registrierung F-BTSC kurz nach dem Start in Paris ab, 109 Menschen an Bord und vier am Boden kamen ums Leben, nachdem der Jet aufgrund eines Treibstofflecks an der Tragfläche in Brand geraten war. 2003 beendeten Air France und BA die Überschallflüge.

50 Jahre nach dem Concorde-Erstflug versucht die Industrie, zum zivilen Überschallflug zurückzukehren. Aerion, Boom Supersonic und Spike Aerospace arbeiten an drei Projekten, die von 2025 an Realität werden sollen. Die Overture von Boom Supersonic kommt mit 55 Plätzen und einer Geschwindigkeit von Mach 2,2 der Concorde am nächsten, die beiden anderen Jets sind deutlich kleiner und langsamer. Immer noch sind Lärm und Verbrauch ungelöste Probleme. Vielleicht bringt die X-59A Fortschritte - ein Forschungsflugzeug, das Lockheed Martin im Auftrag der Nasa entwickelt.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: