Immobilienkrise in China:Erneut ist ein großer Player in Gefahr

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Eines der Projekte des hoch verschuldeten chinesischen Bauträgers Country Garden am Stadtrand von Peking. (Foto: Ng Han Guan/dpa)

Kürzlich erst kam die Meldung, dass der Immobilienriese Evergrande zerschlagen wird. Nun liegt bei einem Gericht in Hongkong der Antrag, den nächsten großen Konzern zu liquidieren.

An den Finanzmärkten mehren sich die Sorgen, dass sich die Immobilienkrise in China weiter verschärfen könnte. Erst vor wenigen Wochen, Ende Januar, kam die Meldung, dass Evergrande, einer der größten Immobilienkonzerne Chinas und mit 300-Milliarden US-Dollar hoch verschuldet, zwangsweise zerschlagen wird. Jetzt droht dem nächsten großen Player in der Branche die Liquidation: Country Garden.

Der chinesische Immobilienkonzern, ohnehin angeschlagen, hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ein Gläubiger gegen ihn vor einem Gericht in Hongkong einen Liquidationsantrag eingereicht habe. Der Vorwurf: Country Garden habe ein Darlehen in Höhe von umgerechnet knapp 190 Millionen Euro nebst Zinsen nicht zurückgezahlt. Das Gericht habe die erste Anhörung in dem Fall auf den 17. Mai festgesetzt, heißt es seitens des an der Hongkonger Börse gelisteten Unternehmens. Man werde sich dem Antrag "energisch widersetzen".

Chinas Immobiliensektor trägt mehr als 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei

Country Garden, ansässig im südchinesischen Foshan, galt einst als größter chinesischer Immobilienentwickler, gemessen an der Höhe der Verkäufe. Das Unternehmen ist in China fast viermal so groß wie Evergrande, hat aber weniger Schulden: Ende Juni 2023 standen Verbindlichkeiten von umgerechnet etwa 180 Milliarden Euro in den Büchern, doch nur gut 14 Milliarden Euro stehen in den kommenden zwölf Monaten zur Rückzahlung an - das ist etwas mehr als Country Garden auf der hohen Kante hat.

Derzeit arbeitet Country Garden nach eigenen Angaben gemeinsam mit ausländischen Gläubigern an einer Restrukturierung. Um Geld in die Kasse zu bekommen, versucht das Unternehmen zum Beispiel, Projekte im Ausland zu verkaufen, darunter einen Wohnkomplex im Osten von London.

Man rechne nicht damit, dass der Liquidationsantrag eine "bedeutende Auswirkung" auf diesen Prozess oder dessen Zeitplan habe, heißt es von Country Garden. An der Hongkonger Börsen rutschten die Aktien des Unternehmens zeitweise um zwölf Prozent nach unten.

Die Krise im Immobiliensektor, der mehr als 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, lastet schwer auf Chinas Volkswirtschaft. Die Regierung in Peking versucht gegenzusteuern, in dem sie die Regeln für die Kreditvergabe lockert und eine Liste von Bauprojekten erstellt, in die Banken investieren sollen. Die Krise von Country Garden untergräbt die Bemühungen der Staatsspitze, das Vertrauen in den wankenden Immobiliensektor wiederherzustellen.

© SZ/dpa/Reuters/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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