Italien wird von einer Ratingagentur abgestuft, das Vertrauen in Griechenland ist sowieso längst dahin. Aber Deutschland profitiert von der Krise anderer Euro-Staaten. Weil das Land für Anleger als sicherer Hafen gilt, kann es sich so billig Geld leihen wie nie zuvor.
An diesem Mittwoch zahlten Investoren zur Freude von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für zehnjährige Bundesanleihen nur noch 1,8 Prozent, berichtete die Finanzagentur, die für das Schuldenmanagement des Staates zuständig ist. Damit fällt die Rendite für die Gläubiger erstmals unter zwei Prozent. Bei der vorherigen Auktion Ende August waren es noch 2,15 Prozent gewesen.
Je begehrter eine Anleihe ist, desto niedriger ist der Zins: Wegen der Schuldenkrise in Europa und des Kursrutsches an den Aktienmärkten lassen sich Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagen mit Niedrigzinsen abspeisen - wie bei deutschen Staatsanleihen.
Überschuldete Staaten müssen dagegen mehr Zinsen bieten, um überhaupt an Geld zu kommen. Denn Anleger vertrauen immer weniger darauf, ihre Kredite von diesen Staaten in Zukunft zurückzubekommen. Italien beispielsweise muss mehr als fünf Prozent Rendite bieten, Griechenland schon seit längerem Prozente im zweistelligen Bereich.
Der Bund nahm bei der Aufstockung insgesamt 4,2 Milliarden Euro ein - insgesamt möchte er dieses Jahr 291 Milliarden Euro neu einnehmen. Die aktuelle Nachfrage nach den Anleihen war anderthalbmal größer als das Angebot.
Zinsen niedriger als Inflationsrate
Das ist erstaunlich: Denn für die Sicherheit deutscher Papiere nehmen Anleger sogar einen negativen Realzins in Kauf - die Inflationsrate liegt derzeit mit 2,4 Prozent deutlich über der Rendite. So könnten Anleger mit einer Investition in deutsche Anleihen sogar Geld verlieren.
Deutschland wird wegen vergleichsweise solider Staatsfinanzen von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet. Diese halten einen Zahlungsausfall also für sehr unwahrscheinlich. Fitch bestätigte erst am Dienstagabend das Spitzenrating.
Die Bonität anderer großer Industrieländer wurde dagegen herabgestuft. Zuletzt traf es Italien, dessen Anleihen von Standard & Poor's nur noch als "prinzipiell sichere Anlage" gelten. Griechenlands Anleihen werden bereits seit längerem mit Ramschstatus eingestuft. Die Regierung des Landes ringt mit Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank um die nächste Tranche des Hilfspaketes.