Brexit:May verspricht niedrige Steuern

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Die Briten wollen Konzerne durch niedrige Steuern locken, trotz des EU-Austritts auf der Insel zu bleiben oder dorthin zu ziehen. Eine Umfrage zeigt: Deutsche Unternehmen interessiert das wenig.

Von Björn Finke, London

Die Unsicherheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen mit der EU kostet Großbritannien bereits Investitionen. Viele Unternehmen fürchten, dass Geschäfte mit dem wichtigsten Handelspartner Europa nach dem Brexit schwieriger werden. Deswegen bemüht sich die Regierung, die Vorteile des Standorts herauszustellen. Und ein Vorteil im Wettbewerb mit anderen Staaten sollen die günstigen Unternehmensteuern sein, nach dem Motto: Immerhin sind die Steuern schön niedrig. Am Mittwoch pries Premierministerin Theresa May die angeblichen Reize des Königreichs auf einem Wirtschaftskongress in New York an.

Im Redemanuskript heißt es etwas marktschreierisch: "Egal welche Branche: In Post-Brexit-Großbritannien zu investieren, wird Ihnen die niedrigste Unternehmensteuerrate der G 20 bescheren." Zu den G 20 gehören die EU und die 19 größten Volkswirtschaften. Großbritannien hat die Steuern auf Gewinne bereits von 28 Prozent im Jahr 2012 auf 19 Prozent gesenkt. Bis 2020 soll der Satz auf 17 Prozent fallen.

Mays Versprechen bedeutet aber, dass die konservative Regierung bereit ist, den Satz stärker zu kappen, falls andere Staaten die Briten unterbieten. So spricht US-Präsident Donald Trump davon, die Steuer auf Firmengewinne auf 15 Prozent zu senken. In Deutschland überweisen Konzerne im Durchschnitt 30 Prozent ihres Gewinns an den Fiskus: für Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer.

Das Ziel der Briten, immer am billigsten zu sein, ist nicht neu; es stand schon im Wahlprogramm der Konservativen. Dennoch sind solche Reden vor Managern heikel: Manche Politiker in Europa fürchten, dass Großbritannien nach dem Brexit EU-Standards unterbieten könnte, um Konzerne anzulocken. Das Steuer-Versprechen schürt dieses Misstrauen.

Allerdings zeigt eine Umfrage, dass die Werbung mit Billigsteuern zumindest bei vielen deutschen Managern nicht verfängt. Das Münchner Ifo-Institut befragte von April bis Juli 1250 Firmen im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Unter anderem wollten die Forscher wissen, ob Steuersenkungen im Königreich die Nachteile durch den Brexit ausgleichen könnten. Ein Viertel der Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien unterhalten, verneinte das, nur ein Zehntel stimmte zu. Es gibt offenbar Wichtigeres als niedrige Steuern.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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