Börse:Hässliche Panne an der Wall Street

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Facebook, Knight Capital und Kraft Foods: Die prominenten Beispiele für technische Probleme an den Börsen häufen sich in den letzten Monaten. Nun hat erneut ein Computerfehler den Handel in New York empfindlich gestört.

Der Handel hatte noch gar nicht richtig begonnen, als die Broker in New York bemerkten, dass etwas nicht stimmt. Ein technisches Problem behinderte am Montag die Geschäfte an der New York Stock Exchange (Nyse), der größten Wertpapierbörse der Welt. 216 Aktientitel mussten vom Handel ausgesetzt werden - darunter auch die von großen Unternehmen wie US Steel oder Travelers.

Andere Börsen leiteten Kauf- und Verkaufsanfragen gar nicht mehr an die Nyse weiter. Per Norfallrechner mussten die offiziellen Schlusskurse der Papiere ermittelt werden. Eine Börsensprecherin erklärte, eine Systemumstellung hätte die Probleme verursacht. Bei der Übertragung von Wertpapieren auf einen neuen Server seien Fehler aufgetreten. Die betroffenen Aktien stellten nach Angaben der Sprecherin aber nur einen Bruchteil der etwa 3.800 Börsentitel dar, die an der Nyse gehandelt werden.

Die neuerliche Panne kommt zu einer Zeit, in der Händler ohnehin schon verunsichert sind. Technische Probleme haben in den letzten Monaten schon häufiger den elektronischen Aktienhandel gestört. Durch eine Softwarepanne hat der Aktienhändler Knight Capital Anfang August mehr als 400 Millionen Dollar verloren - nur der Einstieg einer Investorengruppe konnte den Ruin verhindern.

Der Lebensmittelkonzern Kraft Foods hingegen staunte Anfang Oktober über sensationelle Kursgewinne: In nur eine Minute legte die Aktie des Unternehmes um 13 Dollar zu. Die Freude währte aber nur kurz - ein fehlerhafter Algorithmus hatte den Kurssprung ausgelöst, der Handel wurde rückabgewickelt.

Das prominenteste Opfer einer Börsenpanne in der jüngeren Vergangenheit war allerdings Facebook. Masive Probleme an der Technologiebörse Nasdaq vermiesten dem Unternehmen von Gründer Mark Zuckerberg den Börsenstart im Mai. Die Betreiber haben inzwischen die Einrichtung eines Fonds zur Entschädigung der Investoren angekündigt.

"Das ist die Welt, in der wir leben", kommentierte Joe Saluzzi vom Aktienhändler Themis Trading die neueste Panne an der Nyse in der Financial Times. "Zum Glück war das kein neuer Flash Crash, aber es ist dennoch eine neue Panne - und es werden sicher weitere folgen."

Die Betreiber der Nyse hatten Glück, dass Montag ein Feiertag in Amerika war und die Umsätze dementsprechend gering. Für Dienstag versprachen die Verantwortlichen einen "normalen Handelstag". Zur Sicherheit sollen aber einige der Aktien wieder auf das alte System umgestellt werden.

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