Nach Software-Panne:Investoren beenden "Knightmare on Wall Street"

In nicht mal einer Stunde hat der Aktienhändler Knight Capital mehr als 400 Millionen Dollar verloren. Schuld war eine Software-Panne. Nun gibt es Hoffnung für die US-Firma: Eine Investorengruppe bringt frisches Geld. Es droht aber weiterer Ärger.

440 Millionen Dollar in nur 45 Minuten an der Börse zu verlieren, ist schon ärgerlich. Noch bitterer ist es aber, wenn eine Software-Panne für das Malheur verantwortlich ist. So geschehen beim US-Aktienhändler Knight Capital: Ein neues Handelsprogramm der Wall-Street-Firma hatte den Markt am vergangenen Mittwochmorgen mit fehlerhaften Aufträgen überflutet. Als Folge saß Knight Capital auf einem Berg zu teuer gekaufter Aktien im Wert von 4,5 Milliarden Dollar. Goldman Sachs kaufte die Papiere anschließend im Paket - allerdings mit einem Abschlag. In der US-Presse kursierte die Geschichte vom "Knightmare on Wall Street".

Die Rettung für den angeschlagenen Aktienhändler kommt nun von einer Investorengruppe um die Investmentgesellschaft Blackstone, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Die Investoren würden demnach 400 Millionen Dollar bereitstellen.

Der Preis, den die bisherigen Anteilseigner dafür zahlen müssen: Sie verlieren die Kontrolle über Knight Capital. Die Investoren bekommen für ihr Geld Schuldpapiere, die in rund 267 Millionen Aktien umgewandelt werden können. Damit dürften sie später knapp drei Viertel der Anteile halten. Die Knight-Aktie wurde am Montag vom Handel ausgesetzt. Zuvor war sie im vorbörslichen Handel um 32 Prozent eingebrochen.

Unterdessen wird weiter über den Grund für die Panne spekuliert. Der Börsendienstleister Nanex stellte die Vermutung auf, Knight habe mit der neuen Handelssoftware versehentlich auch ein Testprogramm scharfgeschaltet, mit dem diese zuvor unter Laborbedingungen ausprobiert worden war. Jedenfalls passe der Ablauf zum Verhalten solcher Testinstallationen, hieß es in einer Analyse.

Knight-Chef Thomas Joyce wollte dem Wall Street Journal zufolge die Börsenaufsicht SEC zunächst überreden, die gesamte Transaktion einfach rückgängig zu machen. Doch SEC-Chefin Mary Shapiro lehnte dies unter Hinweis auf geltende Regeln ab. Am Wochenende nannte sie den Vorfall "inakzeptabel" und ordnete an, dass die Arbeit an einem Überwachungssystem für Handelsprogramme beschleunigt wird.

Für Knight ist die Krise mit dem frischen Geld aber noch nicht ausgestanden. Die zentrale Frage ist: Werden die Kunden der Firma weiter vertrauen? Dazu dürfte es unerlässlich sein, dass Knight ihnen erklärt, wie es zu dem gigantischen Fauxpas überhaupt kommen konnte. Ferner könnten Aktionäre das Unternehmen auf Schadenersatz verklagen, weil der Software-Fehler den Wert ihrer Anteile zu großen Teilen vernichtet hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: