Boeing:Abschied von der Königin

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Groß und durstig: Die 747 ist in die Jahre gekommen und genügt den heutigen Umweltstandards oft nicht mehr. (Foto: imago)

British Airways mustert die Boeing "747" wegen der Corona-Krise aus. Doch der Jet war schon vorher ein Auslaufmodell.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die passenden Bilder zum Drama lieferte in dieser Woche die australische Fluggesellschaft Qantas. Seit Anfang der 70er-Jahre flog die Airline ununterbrochen mit den vielen verschiedenen Versionen der Boeing 747 durch die Welt. Doch nun ist wegen der Corona-Pandemie Schluss. Immerhin: Einer der Abschiedsflüge führte über die Innenstadt, die Hafenbrücke und die Oper von Sydney.

Auch andernorts verabschiedet man sich gerade vom Jumbo. Für British Airways war das Flugzeug ebenfalls prägend, über Jahrzehnte. Unzählige Male flogen BA-Jumbos seit April 1971 von London-Heathrow aus über den Nordatlantik nach New York, Los Angeles oder zu einem der anderen amerikanischen Flughäfen. Bis heute ist BA gemeinsam mit Lufthansa der größte Betreiber der 747. Doch nun ist auch bei British Schluss. Die 31 Maschinen, die derzeit wegen kaum vorhandenen Nachfrage ohnehin geparkt sind, werden nicht zurückkehren.

Es sei unwahrscheinlich, dass die "Königin der Lüfte", die 747, "jemals wieder kommerzielle Flüge für British Airways durchführen wird", teilte das Unternehmen in einem offiziellen Statement mit. BA werde in Zukunft Langstreckenflüge vor allem mit kleineren, moderneren Maschinen vom Typ Airbus A350 oder Boeing 787 durchführen. Über die Zukunft der zwölf A380 in der BA-Flotte ist noch nichts entschieden. Dass die Zeit der 747 sich ihrenm Ende nähert, ist für viele in der Branche ein ziemlicher Einschnitt - viele Piloten sind irgendwann einmal in ihrer Karriere die 747 geflogen. Für viele Airlines war die 747 das Vehikel schlechthin auf der Langstrecke, sie öffnete den bis dahin nur Privilegierten zugänglichen Interkontinentalverkehr für die Mittelschicht. Aber überraschend ist die Entscheidung von BA, Qantas und anderen Airlines nicht.

Die COVID-19-Krise beschleunigt eine Entwicklung, die sowieso schon im Gang war. Viele Fluggesellschaften haben schon in den vergangenen Jahren die 747 ausgemustert oder zumindest die Flotten reduziert. Die Maschinen verbrauchen für heutige Ansprüche zu viel Sprit und genügen damit den schärferen Umweltstandards nicht mehr. Kleinere Maschinen wie die 787 von Boeing oder die A350 von Airbus kommen pro Sitz auf ähnliche oder sogar niedrigere Kosten und können mit weniger wirtschaftlichem Risiko auch jenseits der Hauptrouten wie London-New York eingesetzt werden. Aus dem gleichen Grund verschwindet auch die A380 aus den Flotten der meisten Airlines.

Nach der Entscheidung BAs ist nun Lufthansa der größte 747-Betreiber. Auch sie hat die meisten ihrer Jumbos derzeit geparkt. Es ist aber denkbar, dass sie sich anders als der britische Konkurrent entscheidet und zumindest einige Jumbos noch länger nutzt. Immerhin 19 ihrer Maschinen sind aus der modernen Baureihe 747-8. Sie wurden erst zwischen 2012 und 2015 ausgeliefert. Die BA-Jets der 747-400-Serie sind im Durchschnitt 23 Jahre alt und sollten sowieso bis 2024 ausgemustert werden.

Boeing hat noch Aufträge für die Frachtversion der 747-8, der neuesten Generation des Jumbos. Die reichen bei geringer Produktionsrate noch für etwa zwei Jahre, dann wird der Bau des Jumbos nach über 50 Jahren eingestellt, auch wenn Boeing dies noch nicht offiziell verkündet hat. Die letzte A380 wird schon 2021 ausgeliefert.

© SZ vom 18.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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