BMW: Produktionsstopp:Große Asche-Pause

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Die Bänder stehen still: Da BMW aufgrund des Flugverbots keinen Nachschub mehr bekommt, stoppt der Autohersteller die Produktion in drei Fabriken.

Der eingeschränkte Flugverkehr in Deutschland zieht zunehmend die Industrie in Mitleidenschaft. Der Autohersteller BMW drosselte am Dienstag in Dingolfing die Produktion, weil wichtige Bauteile nicht angeliefert wurden. Werke in München und Regensburg sollen an diesem Mittwoch folgen. Von einem Produktionsstopp in allen drei Niederlassungen wären etwa 26.000 BMW-Mitarbeiter betroffen. Der japanische Autokonzern Nissan klagt über ähnliche Probleme, und die Post muss ihre Pakete nun mit Lkw ausliefern. In Europa konnten am Dienstag die Hälfte der geplanten Flüge stattfinden.

BMW hat Probleme aufgrund des Flugverbots. VW und Daimler sind noch nicht betroffen. (Foto: Foto: ddp)

Im amerikanischen BMW-Werk Spartanburg dürfte es ebenfalls zu Produktionsstopps kommen. Kleinere Komponenten, die über Luftfracht in die USA gebracht würden, könnten nicht geliefert werden. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann wir die Produktion anhalten müssen", sagte ein Sprecher. Das Problem der Komponenten, zu denen Getriebe und Lederbezüge für Sitze gehörten, ist die ausgeklügelte Logistik. Die Teile werden stets erst kurz vor der Fertigstellung eines Fahrzeugs geliefert und aus Kostengründen nicht vor Ort gelagert.

Probleme hat auch der japanische Autohersteller Nissan. Wichtige Sensoren, die für die Produktion in Japan dringend benötigt werden, können zurzeit nicht aus Irland geliefert werden, so der Konzern. Die Elektronikkonzerne Samsung und LG teilten mit, dass sie zurzeit auf mehr als 20 Prozent ihrer täglichen Produktexporte sitzen bleiben.

Zumindest entspannt sich am Vulkan die Lage. Das Meteorologische Institut in Reykjavik teilte am Dienstag mit, dass der Vulkan unter dem Eyjafjalla-Gletscher sechs Tage nach Beginn des Ausbruchs fast nur noch Lava und Wasserdampf ausstieß, aber kaum noch für die Luftfahrt gefährliche Vulkanasche. Die Deutsche Flugsicherung verlängerte am Dienstag dennoch das Flugverbot für fast alle Airports bis Mittwoch, zwei Uhr.

Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol will im Sechs-Stunden-Rhythmus entscheiden, auf welchen Luftkorridoren welche Einschränkungen gelten. Dazu wird regelmäßig die jeweilige Konzentration von Vulkanasche in der Atmosphäre erhoben. Am Abend gab Eurocontrol bekannt, dass fast der gesamte Luftraum in Europa oberhalb von 20.000 Fuß (6100 Metern) für den Luftverkehr freigegeben sei. Ausgenommen sei lediglich Finnland.

Immerhin waren für den Dienstag nach Angaben der EU-Kommission etwa 14000 Flüge geplant, also etwa die Hälfte des normalen Flugverkehrs. In Deutschland wurden zehn Prozent der sonst üblichen Flüge absolviert. Viele Großflughäfen, darunter Paris, Frankfurt und Amsterdam, nahmen zunächst den Betrieb wieder auf. Die "sich ändernde Großwetterlage und die von den europäischen Verkehrsministern beschlossenen Flugkorridore in Europa" erlaubten die Flüge, sagte eine Kommissionssprecherin. Auch fliegen viele Flugzeuge nun durch die Aschewolke, wenn auch auf Basis "kontrollierter Sichtflüge".

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verteidigte das Vorgehen am Dienstag vor dem Verkehrsausschuss des Bundestages. Die Sichtflüge erlaubten den Fluggesellschaften mehr Flexibilität. Ungeachtet dessen behalte aber die Sicherheit oberste Priorität, sagte Ramsauer, der an diesem Mittwoch eine Regierungserklärung abgeben will. Aus der SPD wurde Kritik an seinem Krisenmanagement laut. Es sei unglaublich, dass der Krisenstab nicht im Verkehrsministerium, sondern bei der Deutschen Flugsicherung angesiedelt sei, sagte SPD-Verkehrsexperte Uwe Beckmeyer.

© SZ vom 21.4.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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