BMW:Es wird ungemütlich für Krüger

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  • Die Aktionäre von BMW kommen am Donnerstag zusammen - auch, um über die Zukunft von Vorstandschef Harald Krüger zu sprechen.
  • Der Konzern moderiert die Diskussion ab - doch intern fragt man sich offenbar: Ist Krüger noch der richtige Mann an der Spitze?

Von Max Hägler

Aktionärstreffen der Bayerischen Motoren-Werke (BMW) waren bislang eigentlich von überschaubarer Spannung: Keine systematische Diesel-Betrugssoftware, keine chinesischen Investoren mit unklaren Absichten - im Vergleich zur Konkurrenz liefen die Hauptversammlungen in der Münchner Olympiahalle meist geordnet ab. In diesem Jahr jedoch sind die Vorzeichen anders. An diesem Donnerstagvormittag werden die Aktionäre aller Voraussicht nach zwei Themen öffentlich verhandeln wollen: die Finanzergebnisse sind im Moment durchwachsen. Und das befeuert die Debatte um die Zukunft von Vorstandschef Harald Krüger.

Im Automobilbereich musste BMW gerade den ersten Quartalsverlust seit Langem melden. Eine Rückstellung wegen einer drohenden Kartellstrafe der EU-Kommission vermasselte die Zwischenbilanz. Wobei die Lage auch sonst schwierig ist, wie für die gesamte Branche. Das Wachstum beim Verkauf ist weitgehend ins Stocken geraten, nicht zuletzt wegen der politischen Ungewissheiten auf der Welt. Zugleich verschlingt die Entwicklung neuer Autos viel Geld. Der Konzern müsse seine Mittel bewusster einsetzen, heißt es nun von Krüger. In den nächsten dreieinhalb Jahren sollen zwölf Milliarden Euro "Effizienzpotenzial" gehoben werden. Hinter den Kulissen wird etwa debattiert, ob ein neues Werk in Ungarn so schnell gebaut werden soll wie geplant. Aber es geht auch - wie stets in solchen Zeiten - ums Personal.

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Offiziell wird die Diskussion abmoderiert: Der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden läuft bis Ende Mai 2020. Es stelle sich deshalb die Frage nach einer Verlängerung noch gar nicht, heißt es aus dem Konzern. Erst ab Jahresfrist, kurz nach der Hauptversammlung also, würde man sich Gedanken machen. "Man" - damit ist Aufsichtsratschef Norbert Reithofer gemeint, der starke Mann im Hintergrund, die Arbeitnehmervertreter und die Eigentümer, vor allem Susanne Klatten und Stefan Quandt.

Und doch wird schon jetzt intern gefragt und offenbar von Krüger-Gegnern nach außen lanciert: Ist Krüger noch der richtige Mann an der Spitze? Der 53-Jährige hat einen neuen Führungsstil eingeführt - weniger Hierarchie, mehr Zuhören. Er gilt als völlig integer, untadelig, fleißig, als Pflichterfüller. Und manchen gilt er deswegen auch als zu schwach. Solche Kritiker verweisen darauf, dass Krüger die große Bühne nicht so gern bespielt - wohl auch wegen eines Schwächeanfalls bei der Frankfurter Automobilschau im Herbst 2015.

Alle Nachfolge-Kandidaten hätten kleinen Hürden

Und recht offen spekulieren BMW-Leute über mögliche Nachfolger, die im Sommer berufen werden könnten. Wobei alle Kandidaten eine kleine Hürde hätten. Finanzchef Nicolas Peter: Er ist nahe der BMW-internen Altersgrenze von 60 Jahren und so gut als Zahlenmensch, dass er dort wohl bleiben soll. Oliver Zipse: Der Ex-Strategiechef und jetzige Produktionsvorstand hat den Rückhalt bei vielen Arbeitnehmern, ist aber erst seit wenigen Jahren im Vorstand. Klaus Fröhlich: Der Entwicklungschef, der im Manager Magazin jüngst als "Neben-CEO" präsentiert wurde, ist bereits 59 Jahre alt und weiß nach Ansicht mancher zu sehr um seine technische Genialität.

Wenn so geredet wird, ist dann der Würfel schon gefallen? Nein, sagt einer aus dem Aufsichtsrat: "Krüger macht einen guten Job." Und: "Er sollte bleiben." Nicht zu unterschätzen sei auch seine gute Reputation in der Politik: Die Kanzlerin schätze ihn, er kenne US-Präsident Donald Trump und den chinesischen Staatschef Xi Jinping. Ein anderer Kenner der Verhältnisse sagt: Wenn Krüger in den kommenden Monaten Weichenstellungen gelingen hin zur Elektromobilität, die Aufsichtsratschef Reithofer so wichtig ist, und auch die Zahlen wieder besser werden, dann wäre die Debatte beendet. Voraussetzung für eine Verlängerung, ergänzt einer aus dem Topmanagement: Der BMW-Vorstandschef müsse den Willen zum Weitermachen erklären, klarmachen, dass er Lust hat auf den Job. Dazu immerhin ist Gelegenheit auf der Aktionärsversammlung an diesem Donnerstag.

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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