Bio-Lebensmittel:Fachhändler trotzen Aldi

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Die Kunden gehen wieder in Naturkostläden, um Bio-Ware zu kaufen. Jahrelang litten kleine Läden unter der Macht der großen Discounter. Jetzt legen sie wieder stark an Umsatz zu.

Von Michael Kläsgen, München

Der Bio-Fachhandel hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Der größte Bio-Lebensmittelhändler im Land ist zwar inzwischen der Discounter Aldi. Allein das kennzeichnet einen krassen Umbruch in der Branche. Wer heute "Bio" einkauft, tut das meist im Discounter, auch Aldi-Konkurrent Lidl holt in dem Bereich auf. Darum ist es umso bemerkenswerter, dass Elke Röder kurz vor der Nürnberger Messe Biofach mit einer positiven Botschaft für die Fachhändler aufwartet. Die klassischen Naturkostläden verzeichneten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 5,2 Prozent, teilte die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) mit. Der Umsatz stieg auf 3,46 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor verzeichneten die etwa 2500 Naturkostläden nur ein halb so hohes Wachstum. Zum Verband gehören große Lebensmittelketten wie Alnatura, aber auch inhabergeführte Hofläden und Händler, die Naturprodukte aller Art anbieten, von Kosmetik bis Putzmitteln.

Der Naturkosthandel hat sich damit nach Jahren sinkender Marktanteile wieder stabilisiert. Das gelang ihm trotz zunehmenden Wettbewerbs. Neben Discountern bieten Supermärkte und Drogerien Bioprodukte neben ihrem konventionellen Sortiment an. "Das Plus werten wir als Stärke des Fachhandels trotz zunehmenden Wettbewerbs", sagte Röder. Der Branche habe ihr Profil geschärft, indem sie glaubwürdig für "100-prozentige Bio-Qualität" stehe. Vielen Fachhändlern ist die Trendwende gelungen, indem sie ihre Läden umbauten und sich klar von den Discountern absetzten. Sie machten ihre Läden beispielsweise zu sozialen Treffs mit Café oder Bistro. "Hier treffen sich Menschen, denen der Schutz von Umwelt und Klima wichtig ist und die mit dem Einkauf dazu beitragen wollen, die Welt ein Stück besser zu machen", erklärte Röder.

Dem Fachhandel kam auch zugute, dass er auf den Wunsch seiner Klientel reagierte, ein ganzheitliches ökologisches Angebot zu machen. Manche Händler verzichten etwa ganz auf Verpackungen und füllen Trockenprodukte in mitgebrachte Behältnisse. Wobei die Betreiber dieser sogenannten Unverpacktläden streng auf die Hygienevorschriften achten müssen.

Trotz des Umsatzwachstums ist die Branche derzeit im Umbruch. 50 Standort-Neueröffnungen standen im vergangenen Jahr 101 Schließungen gegenüber. Noch dominieren inhabergeführte Läden, die ein oder zwei Filialen betreiben. Der Trend geht aber hin zu größeren Flächen. Manche Branchenexperten sagen eine Konsolidierung voraus, also weitere Übernahmen kleinerer Läden und dadurch weniger, dafür aber größere Anbieter.

Röder hält es für zweischneidig, dass Discounter und Supermärkte immer mehr Bioprodukte ins Sortiment nehmen. Einerseits sensibilisiere das die Verbraucher für das Thema Nachhaltigkeit und umweltverträgliche Produktion. Andererseits sei es das falsche Signal, wenn Verbraucher glaubten, dass Bio billig sei und Lebensmittel einen beliebig absenkbaren Preis hätten. Es bestehe die Gefahr, dass der Preiswettbewerb die Bauern noch stärker unter Druck setze.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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