Bieterkampf um Opel:Wer über den Zuschlag entscheidet

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Ganz informell: Die Zukunft von Opel wird de facto besiegelt in Gesprächen zwischen GM einerseits und den Regierungen in Berlin und Washington andererseits.

C. Hulverscheidt

In der Theorie ist die Sache ganz einfach: Die Adam Opel GmbH gehört zu 100 Prozent dem US-Konzern General Motors (GM), der noch vor Jahren der größte Autohersteller der Welt war. Formal entscheidet also die GM-Spitze allein darüber, wer die Aktienmehrheit an dem deutschen Traditionsunternehmen kaufen darf.

Der Himmel über Opel: Die Zukunft des angeschlagenen Autoherstellers wird in Berlin, Washington und Detroit entschieden. (Foto: Foto: ddp)

In der Praxis allerdings ist General Motors auf einen Konsens mit der Bundesregierung angewiesen, denn alle drei Kaufangebote für Opel basieren auf der Annahme, dass der deutsche Staat dem Investor Kreditgarantien und womöglich auch Darlehen in Höhe von bis zu 4,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Zöge die Regierung diese Zusage zurück, wären die Übernahmeofferten von Magna, RHJ und BAIC allesamt obsolet.

Faktisch entschieden wird die Zukunft von Opel deshalb in informellen Gesprächen zwischen GM einerseits und den Regierungen in Berlin und Washington andererseits, die am Dienstag weitergingen. Einigt man sich, kann die Opel-Treuhand - auf die GM 65 Prozent der Opel-Anteile übertragen hat und die Deutschen wie Amerikanern gleichermaßen verpflichtet ist - rasch entscheiden.

Treuhand längstens bis 2014

Sollten die zwei GM-Vertreter im Treuhand-Beirat allerdings andere Pläne haben als die beiden deutschen Repräsentanten (je einer von Bund und Ländern), müsste der formal unabhängige Chef des Gremiums, Fred Irwin, die Vermittlerrolle übernehmen.

Theoretisch wäre es auch möglich, dass sich beispielsweise der Abgesandte des Bundes gemeinsam mit den Vertretern von GM gegen die Opel-Länder stellt. In der Praxis ist das aber nicht vorstellbar. Das gilt umso mehr, als sich die vier betroffenen Landesregierungen in Mainz, Wiesbaden, Düsseldorf und Erfurt bereits an der Überbrückungsfinanzierung in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro beteiligt haben, die Opel derzeit am Leben hält.

Nach jetziger Planung soll der Opel-Verkauf in den kommenden zehn Tagen entschieden und bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Längstens könnte die Treuhand bis 2014 bestehen. Einigt man sich nicht, dürfte GM die Rückübertragung der 65 Prozent fordern. Alternativ könnten auch neue Interessenten ins Spiel kommen, zum Beispiel der schon einmal abgeblitzte italienische Konzern Fiat.

© SZ vom 22.07.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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