Versicherungen:Betrüger erbeuten Millionen von Unternehmen

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Auch in Unternehmen wird betrogen (Symbolbild). (Foto: Hannes P Albert/picture alliance/dpa)

Abheben vom Firmenkonto oder Überweisungen an angebliche Chefs: Der Betrug in Unternehmen hat Konjunktur.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Der Prokurist einer Sicherheitstechnik-Firma aus Nordrhein-Westfalen besaß mehrere Sportwagen und eine Yacht. Er ließ sein Haus für Millionen Euro umbauen. Eine Spezialfirma riss die Gehwege vor dem Haus auf und verlegte Heizspiralen, damit er im Winter nicht Schnee schippen musste. Eigentlich hätte das alles auffallen müssen. Doch der Mann besaß universelle Zugriffsrechte auf alle Firmenkonten. Kontrollen wie das Vier-Augen-Prinzip? Fehlanzeige. Der Betrug kam nur ans Licht, weil der Prokurist irgendwann zusammenbrach und dem Inhaber sein Vergehen beichtete. Er gestand, dass er Firmengelder im zweistelligen Millionenbereich gestohlen hatte.

Der Fall stammt aus den Schadenakten des Spezialversicherers Allianz Trade. Wenn Mitarbeiter Firmeneigentum stehlen oder Gelder abzweigen, ist das möglicherweise durch eine Vertrauensschaden-Haftpflichtversicherung gedeckt. Eine Reihe von Versicherern bietet solche Policen an. Sie greifen bei Schäden, die betrügerische Mitarbeiter oder Externe einem Unternehmen zufügen. Der Griff in die Firmenkasse kann das Unternehmen schnell sehr viel Geld kosten.

Die Zahl der Fälle steigt: Die Kriminalstatistik verzeichnet für das vergangene Jahr 73 144 Delikte in der Wirtschaftskriminalität, das ist ein Anstieg von 42,6 Prozent im Vergleich zu 2021. Nach wie vor richten die sogenannten "Innentäter", also Firmenmitarbeiter, die meisten und größten Schäden an. Die Zahl der Angriffe von außen nimmt aber zu. Die Schadenstatistik von Allianz Trade zeigt: Während 2022 Mitarbeiter rund 57 Prozent der Fälle verursacht haben, sind es 2023 bisher mit nur 51 Prozent. 49 Prozent der Fälle kommt von außen.

Eine alte Masche kommt zurück

Auch die Zahl der bei Versicherern gemeldeten Schäden stieg zuletzt deutlich, vor allem im Bereich "Fake President". Diese Masche erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit, nachdem die Fallzahlen in den vergangenen Jahren stagnierte. Dabei geben sich Kriminelle als Vorgesetzte aus und veranlassen Beschäftigte zur Überweisung hoher Summen auf meist ausländische Konten. "Es ist ziemlich spannend, dass Fake-President-Betrugsfälle bei Wirtschaftskriminellen wieder in Mode kommen", sagt Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei Allianz Trade. Das sei eine Trendwende. "In den vergangenen Jahren stagnierten die Fallzahlen, die durchschnittliche Schadenhöhe ging sukzessive zurück."

Doch 2022 gab es 15 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr, die Schadensumme der bei dem Versicherer gemeldeten Vorgänge stieg sogar um 38 Prozent. 2023 zeigt sich ein ähnliches Bild: die Fallzahlen nahmen bislang schon um 17 Prozent zu, die der gemeldeten Schäden um 24 Prozent.

Kirsch erwartet noch mehr Fälle. Ein Grund: die künstliche Intelligenz. "Mit KI-Anwendungen wie ChatGPT, die bisher nicht in unsere Auswertungen eingeflossen sind, dürfte es für Betrüger noch leichter werden, den richtigen Ton zu treffen und die Mitarbeitenden so zu manipulieren, dass sie entsprechende Zahlungen anweisen."

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