In den Rechtsstreitigkeiten um das Herbizid Glyphosat hat Bayer in den USA die dritte Niederlage in Folge einstecken müssen. Geschworene eines Gerichts in San Diego im Bundesstaat Kalifornien sprachen einem 57-Jährigen am Dienstag insgesamt 332 Millionen Dollar zu. Bayer könne das Urteil nicht nachvollziehen, teilte der Konzern in einer Stellungnahme mit. Man sei zuversichtlich, dass diese Entscheidung durch Rechtsmittel korrigiert werde und zumindest die "exzessiven Schadenersatzsummen", die in der Höhe sogar verfassungswidrig sind, reduziert werden. Mit neun von zwölf habe Bayer die meisten der jüngsten Gerichtsprozesse zu Glyphosat gewonnen und zudem die überwiegende Anzahl an Klagen beigelegt.
Im Verfahren in San Diego wurden dem Kläger sieben Millionen Dollar als Schadenersatz zugesprochen und weitere 325 Millionen Dollar als Strafschadenersatz. Der Kläger Michael Dennis, 57, macht das Herbizid für eine Krebserkrankung verantwortlich. In der vergangenen Woche hatte ein Geschworenengericht in Philadelphia dem 83 Jahren alten Ernie Caranci insgesamt 175 Millionen zugesprochen. Caranci, so schilderte es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg sein Anwalt im Gericht, sei mehr als 400 Stunden dem Spritzmittel ausgesetzt gewesen ohne Schutzbekleidung. Tage zuvor sprach ein Gericht in St. Louis John Durnell 1,25 Millionen Dollar zu.
Die Probleme rund um den Unkrautvernichter Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt. Im gleichen Jahr folgte ein erstes Urteil gegen den Dax-Konzern, das in den USA eine Klagewelle in Gang setzte. 2020 dann hatte Bayer ein milliardenschweres Programm aufgelegt, um den Großteil der Klagen - ohne Haftungseingeständnis - beizulegen. Einen Großteil der Klagen hat Bayer bereits abgearbeitet. Im Frühjahr hieß es im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für 2022, dass von inzwischen insgesamt circa 154 000 angemeldeten Ansprüchen rund 109 000 verglichen worden seien oder die Vergleichskriterien nicht erfüllten. Zudem kann Bayer - per Stand Ende 2022 - auf ein Polster von 6,4 Milliarden Dollar bauen, die der Konzern für Vergleiche bestehender und künftiger Glyphosat-Klagen zurückgestellt hat.