Pharma- und Agrarkonzern:Bayer macht Milliardenverlust wegen Glyphosat

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2022 hat Bayer noch von deutlich höheren Preisen im Herbizid-Geschäft profitiert. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Massive Rückgänge im Geschäft mit glyphosathaltigen Unkrautbekämpfungsmitteln belasten das Leverkusener Unternehmen. Auch im Pharmabereich läuft es nicht so gut wie erhofft.

Abschreibungen im Agrargeschäft haben Bayer im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich lag das Minus bei 1,88 Milliarden Euro nach einem Verlust von 298 Millionen im Vorjahreszeitraum, wie der Pharma- und Agrarkonzern am Dienstag mitteilte. Der Konzernverlust fiel damit etwas geringer als befürchtet aus - Bayer war zuletzt von einem Minus von etwa zwei Milliarden Euro ausgegangen. Das Unternehmen setzte von April bis Juni gut elf Milliarden Euro um, ein Minus von fast 14 Prozent. Währungsbereinigt stand ein Minus von rund acht Prozent zu Buche. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) schrumpfte um knapp ein Viertel auf gut 2,5 Milliarden Euro.

Bayer hatte bereits vor zwei Wochen vorläufige Quartalszahlen veröffentlicht und seine Jahresziele deutlich gesenkt. Massive Rückgänge im Geschäft mit glyphosathaltigen Unkrautbekämpfungsmitteln belasten das Leverkusener Unternehmen. Im zweiten Quartal fielen deshalb Firmenwert-Abschreibungen von knapp 2,5 Milliarden Euro an, die Bayer tief in die roten Zahlen drückten. Schon im ersten Jahresviertel hatte der Preisverfall bei Glyphosat die Bilanz belastet. Für zusätzlichen Druck sorgten nun auch schlechte Witterungsbedingungen und ein geringerer Absatz wegen des Abbaus von Lagerbeständen bei den Kunden.

2022 hatte Bayer noch von deutlich höheren Preisen im Herbizid-Geschäft profitiert, nachdem es bei der Konkurrenz zu Engpässen in der Produktion infolge des Hurrikans Ida kam und auch chinesische Anbieter die Lücke pandemiebedingt nicht schließen konnten. Nachdem die Wettbewerber wieder auf den Markt zurückgekehrten, sanken die Preise aber deutlich. Glyphosat macht einen erheblichen Anteil des Herbizids-Geschäfts von Bayer aus, mit der milliardenschweren Übernahme von Monsanto gewann das umstrittene Produkt noch an Bedeutung für Bayer. Mit dem Zukauf holte sich der Konzern auch eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters ins Haus, die das Unternehmen schwer belastete. Neuigkeiten zu dem Rechtskomplex gab es nicht. Im zweiten Quartal brach der bereinigte operative Gewinn im Agrargeschäft Crop Science um mehr als 58 Prozent auf 725 Millionen Euro ein. Deutlich weniger stark abwärts ging es im Pharmageschäft mit einem Ergebnisrückgang von knapp sieben Prozent.

Mit neuen Produkten konnte Bayer sogar deutliche Zuwächse verbuchen: Die Umsätze mit dem Krebsmittel Nubeqa verdoppelten sich nahezu, mit dem Nierenmedikament Kerendia gelang mehr als eine Verdreifachung. Belastend wirkten sich aber höhere Forschungsausgaben aus. Alleine das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health konnte sein Ergebnis im Quartal steigern, dieses profitierte von Zuwächsen bei Dermatologie- und Erkältungsmitteln.

Seine gesenkte Prognose bekräftigte Bayer. Für 2023 rechnet der Konzern mit einem währungsbereinigtem Umsatz von 48,5 bis 49,5 Milliarden Euro und einem bereinigtem operativen Gewinn (Ebitda) von 11,3 bis 11,8 Milliarden. Ursprünglich waren ein währungsbereinigtes Umsatzplus von zwei bis drei Prozent auf 51 bis 52 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ergebnis von 12,5 bis 13 (Vorjahr: 13,5) Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Auch die Spartenziele für das Agrar- und das Pharmageschäft senkte Bayer, bekräftigte aber die Prognose für Consumer Health.

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