Baustoffe:Mauern oder holzen

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Jeder Baustoff hat seine Vor- und Nachteile. Dass Holz aber in der Öffentlichkeit immer mehr als besonders ökologisch herausgestellt wird, ärgert diejenigen, die ihr Geld mit anderen Materialien wie Beton oder Ziegeln verdienen.

Von Marianne Körber

Jeder Baustoff hat seine Vor- und Nachteile. Dass Holz aber in der Öffentlichkeit immer mehr als besonders ökologisch herausgestellt wird, ärgert diejenigen, die ihr Geld mit anderen Materialien verdienen. Auch deshalb wurde jetzt in Berlin "Der Deutsche Ausschuss für Mauerwerk" (DAfM) gegründet. Ihm gehören Baustoffhersteller an, Bauingenieure, Händler, Verarbeiter, Bauherren und Wissenschaftler. Ziel sei es, "die Wissenschaft und Anwendungsforschung auf dem Gebiet des Mauerwerksbaus zu fördern", heißt es in einer Pressemitteilung des DAfM. Es gehe darum, das "Bauen mit Ziegeln, Kalksandsteinen, Porenbeton- und Leichtbetonsteinen zu optimieren und den Mauerwerksbau als sichere, nachhaltige, wirtschaftliche und moderne Bauweise zu behaupten". Nach dem Betonbau sei der Mauerwerksbau hierzulande im Wohnungs- und Nichtwohnbau die am zweithäufigsten angewendete Bauweise, im Wohnungsbau sei Mauerwerk mit 73 Prozent Marktanteil der Wandbaustoff Nummer eins.

Und das soll auch so bleiben, hofft der neue Zusammenschluss, der auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) errichtet wurde. Der Branche machen Bestrebungen der Politik Sorgen, Holz besonders zu fördern - möglicherweise wettbewerbsverzerrend. Hintergrund ist ein Beschluss der Umweltministerkonferenz im Mai 2017 zur "Förderung des Bauens mit Holz". Darin "bitten" die Umweltminister der Länder den Bund unter anderem, "Rahmenbedingungen zu schaffen, damit nachhaltige Baustoffe verstärkt zum Einsatz kommen". Die DGfM kritisiert, dass dem Baustoff Holz in der politischen Lobbyarbeit eine "ökologische Aura" verpasst werde, die wissenschaftlich so nicht haltbar sei.

Gleichzeitig scheinen, so die DGfM, Umweltpolitiker die ökologischen Vorteile vom Baustoff Stein zu ignorieren. Bei den Baukosten schneide der Stein im Vergleich günstiger ab. Ebenso bei bauphysikalischen Aspekten, die beispielsweise für den Brand- und Schallschutz relevant seien. Bei ihrem "Pro-Holz-Beschluss" lasse die Umweltministerkonferenz zudem entscheidende Punkte außer Acht, hieß es nach der Umweltministerkonferenz bei der DGfM. Als Baustoff würden fast ausschließlich (zu 96 Prozent) Nadelhölzer verwendet. Bei der Fichte liege der Verbrauch mittlerweile aber schon um 15 Prozent über dem, was in deutschen Wäldern natürlich nachwachse. Wenn Politik sage, womit gebaut werden solle, drohe in der Baubranche ein Konflikt um die - politische - Bevorzugung von Baustoffen.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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